Stimmen zur Entwicklung der Nationalpark-Region

Morbach/Thalfang/Hermeskeil · Die Kommunen in der Nationalpark-Region verbinden mit dem Schutzgebiet die Hoffnung, dass auch ihre Dörfer und Städte davon profitieren. Das Land hat zugesagt, die strukturschwache Region künftig besonders zu fördern.

Stimmen zur Entwicklung der Nationalpark-Region
Foto: Helmut Thewalt,Trier (m_mo )
Stimmen zur Entwicklung der Nationalpark-Region
Foto: (m_mo )

Infrastruktur und Nahversorgung sollen verbessert werden, damit die Orte langfristig attraktiv bleiben. Dieses Ziel ist im Nationalparkgesetz verankert.
Der TV hat Landräte und Bürgermeister gefragt, was sich im ersten Jahr getan hat und wo noch Handlungsbedarf besteht:

Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil: "Nach einem Jahr gibt es Licht und Schatten. Positiv zu bewerten ist, dass im Umfeld des Nationalparks Landesstraßen saniert wurden beziehungsweise der Ausbau der Ortsdurchfahrt Züsch vorrangig in 2017 erfolgen wird. Auch Projekte im Bereich des Hochwasserschutzes in Neuhütten wurden mit hohen finanziellen Förderungen umgesetzt. Die Nationalpark-LAG Erbes-kopf hat erhebliche zusätzliche Mittel erhalten. Allerdings sind durch die EU und das Land die Förderbedingungen verschärft worden, so dass insbesondere Private, die zum Beispiel Ferienwohnungen einrichten wollen, keine Förderanträge gestellt haben. Das muss erleichtert und ein Masterplan für die Nationalparkregion erarbeitet werden."

Matthias Schneider, Landrat des Kreises Birkenfeld und Vorsitzender des Vereins Regionalentwicklung Hunsrück-Hochwald:
"Es geht nicht nur darum, in der Region Prozesse anzustoßen. Wir müssen uns auch auf die verfügbaren finanziellen Ressourcen stützen. Die Umsetzung der Fördervorgaben erweist sich als sehr kompliziert: Hier sind noch Hürden zu nehmen. Sehr erfreulich ist, dass sich alle Landkreise und Verbandsgemeinden in dem Verein Regionalentwicklung zusammengefunden haben. Das ist regionalpolitisch ein gewaltiger Durchbruch. Die Menschen hüben und drüben des Hunsrücks fangen an, miteinander zu reden und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Das halte ich für sehr wichtig und zukunftsfähig."

Gregor Eibes, Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich:
"Es ist nahezu unmöglich, bereits nach einem Jahr den Erfolg oder Misserfolg eines ,Entwicklungs-Nationalparks' einzuschätzen, dessen Entwicklung dem Grunde nach auf Jahrzehnte ausgelegt ist. Es kann aus kommunaler Sicht jedoch festgehalten werden, dass das erste Jahr genutzt wurde, um mit der Nationalparkversammlung und dem Verein Regionalentwicklung Hunsrück-Hochwald (siehe Hintergrund) die begleitenden Strukturen zu schaffen. Auch wenn der Kreistag Bernkastel-Wittlich der Errichtung des Nationalparks ursprünglich nicht zugestimmt hat, hält er eine Mitgliedschaft in diesen Gremien und Institutionen für erforderlich, um die Entwicklung des Nationalparks und die damit einhergehende Regionalentwicklung konstruktiv-kritisch zu begleiten. Begrüßt wird die Entscheidung des Landes, das Hunsrückhaus am Erbeskopf als Nationalparktor einzurichten. Das sollte nun zügig umgesetzt werden."

Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach: "Durch die Einrichtung des Nationalparks gab es keine nennenswerten Veränderungen bei der Anzahl von Übernachtungen, gleichwohl kann der Park eine weitere Komponente für die regionale Entwicklung und den Tourismus darstellen.
Die vor der Wahl angekündigte Übernahme des Hunsrückhauses durch das Land bietet tatsächlich ein großes Potenzial, auf dem Erbes kopf eine gute Entwicklung anzustoßen und dort das Thema Umweltbildung auch mit einer langfristigen Perspektive zu versehen."

Günther Schartz, Landrat des Landkreises Trier-Saarburg:
"Wir warten nach wie vor auf ein einheitliches Entwicklungskonzept für die Nationalpark-Region und wollen uns dabei gern einbringen. Der Kreis Trier-Saarburg unterstützt die mit dem Nationalpark verbundenen Initiativen wie zum Beispiel den Verein Regionalentwicklung Hunsrück-Hochwald.
Wir würden uns aber wünschen, dass man sich beim Marketing mehr an den bayerischen Vorbildern orientiert. Vielleicht ist es besser, in kleineren Schritten voranzugehen als auf den großen Wurf zu warten."

Ferdinand Ledwig, Zweiter Vorsitzender des Vereins "Ja zur Natur - Nein zum Nationalpark Rheinland-Pfalz":
"Wir warten mal ab, was die neue Landesregierung macht. Ich vermute, dass langfristig die Mittel für den Nationalpark gekürzt werden und ihm weniger Bedeutung beigemessen wird. Unser Verein ist jedenfalls weiter aktiv und hat inzwischen mehr als 150 Mitglieder. Aus unserer Sicht war es ein Fehler, so viel Geld in den Nationalpark zu stecken.
Statt den Park einzurichten, hätte man die Landschaft in Ruhe lassen und mehr Streuobstwiesen fördern sollen." hpl/cweb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort