Strahlende Deponie in der Tiefe

BURE. Droht der Großregion eine neue atomare Gefahr? Im lothringischen Dorf Bure soll ein Endlager für Atommüll entstehen, befürchten Kritiker. Die Betreiber sprechen nur von einem Versuchslabor. Die Gegner machen für dieses Wochenende mobil gegen das Projekt.

237 Kilometer zeigt der Routenplaner von Trier nach Bure an, fast 200 sind es von Saarbrücken aus. Etwas mehr als zwei Stunden sind es bis in den kleinen lothringischen Ort in der Nähe von Bar-le-Duc. Keine Entfernung. Bei einem Atomunfall erst Recht nicht. Daher steht Bure seit einiger Zeit bei Atomgegnern der Region als neues Synonym für den Kampf gegen Kernkraft.In dem Stollen soll in 500 Meter Tiefe Atommüll gelagert werden. Das jedenfalls behaupten Umweltschützer und Atomgegner in Frankreich und Deutschland. Nach dem Kernkraftwerk in Cattenom sei das Atommüllendlager das zweite große Atomprojekt in Lothringen und damit in unmittelbarer Nähe zu Deutschland und Luxemburg, argumentieren die Kritiker.

"Stimmt nicht", sagen die Betreiber, die nationale Agentur für die Entsorgung radioaktiver Abfälle (Andra). Es sei nur ein Versuchslabor, mit dem getestet werden soll, wie radioaktiver Müll am sichersten endgelagert werden kann. Seit 1999 wird an der 15 Hektar großen Anlage gebaut. 95 Millionen Euro sind nach Angaben von Andra seitdem verbaut worden. Gut siebe Millionen Euro kommen aus dem Topf der europäischen Atomgemeinschaft Euratom.

Wiederstand von den Kommunen oder dem Regionalparlament gegen das Mammut-Projekt gab es bislang nicht. Eine von den Gegnern geforderte Bürgerbeteiligung wurde abgelehnt mit der Begründung, dass alleine die Politiker über die Zukunft des Stollens zu entscheiden haben. Mitte Juni stimmte das französische Parlament für die unterirdische Endlagerung des Atommülls. Ab 2025 soll der gefährliche Müll für tausende von Jahren in einem unterirdischen Stollen deponiert werden. Der Standort sei noch offen und soll 2015 festgelegt werden, heißt es offiziell. Für die Gegner ist klar, dass nur Bure für das geplante Endlager infrage kommt. Die Millionen-Investitionen würden zumindest dafür sprechen. Das Parlament entschied aber auch, verstärkt Alternativen zur Endlagerung zu erforschen, dabei geht es um eine Verringerung der Strahlung auf technischem Wege und eine Verlängerung der Zwischenlagerung von heute 50 bis 100 Jahren auf 100 bis 300 Jahre. Gleichzeitig wurde bei der Entscheidung bekräftigt, keinen Atommüll aus dem Ausland dauerhaft in Frankreich zu lagern.

Was wahrscheinlich auch nicht nötig ist. Der Bedarf für ein solches Endlager ist im stark von Atomenergie abhängigen Frankreich groß genug. 58 Atomkraftwerke sind dort in Betrieb. Bislang war das Problem der Endlagerung des Atommülls ungelöst. Seit einiger Zeit protestieren Gegner des Projektes gegen das mögliche Endlager. Sie befürchten, dass der Lehm-Ton-Boden in dem Stollen mit der Zeit porös werden und dann Wasser eindringen und sich mit Atommüll vermischen könnte. Eine Verseuchung des Grundwassers wäre die Folge. Vor vier Jahren blockierten Atomkraftgegner daher vorübergehend die Baustelle des Projektes .In Trier hat sich bereits eine Stop-Bure-Initiative gegründet. Von heute an bis Sonntag findet der nächste Protest statt. Die Trierer Gruppe ruft mit der Aktion 3. Welt Saar zu einem Festival in Bure auf. Erwartet werden Atomgegner aus ganz Europa.

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