Streit um die Betten

TRIER. (gsb/wie/win). Die Krankenkassen sorgen derzeit für Unruhe im Land. In einer Stellungnahme für das Mainzer Sozialministerium fordern die gesetzlichen (mit Ausnahme der AOK) und die privaten Krankenversicherer einen radikalen Bettenabbau in den Krankenhäusern.

Eigentlich war die Stellungnahme gar nicht an die Krankenhaus-Chefs adressiert. Doch nun gehen sie damit hausieren. "Es gibt Überlegungen, dass sich das Land immer weiter aus der Krankenhausplanung zurückzieht. Damit schlüpfen die Kassen zukünftig in die Rolle der Krankenhaus-Finanzierer", beschreibt der Verwaltungschef eines Trierer Krankenhauses die Befürchtungen der Klinik-Träger. Die Häuser müssten sich dadurch in Zukunft einen "knallharten Wettbewerb auf dem Rücken der Patienten" liefern. Die Kliniken fürchten durch die Radikalforderungen der Kassen um ihre Existenz. Doch selbst die Kassen, wissen, dass es sich bei den in ihrem Papier genannten Zahlen um Maximalforderungen handelt. Geringere Auslastung im Bereich der Gynäkologie und der verstärkte Einsatz ambulanter chirurgischer Behandlungen sind die Hauptgründe für den geplanten weiteren Abbau von Betten.Die Forderungen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherer stoßen im Mainzer Gesundheitsministerium auf Ablehnung. Hier werde zu Lasten der wohnortnahen Versorgung über das Ziel hinaus geschossen, so der zuständige Abteilungsleiter Gerald Gaß. Von einer reihenweise Schließung ganzer Klinikabteilungen hält er nichts. Den Kliniken müsse eine Chance gegeben werden, wirtschaftlich zu überleben, sagt Gaß. Dazu gehöre auch ein Mindestmaß an Angebot und Infrastruktur. Nur sehr begrenzt sollen daher im Land Abteilungen geschlossen werden. Eine Existenzgarantie "auf immer und ewig" könne jedoch auch der neue Krankenhausplan nicht geben.Als eine "Frechheit" bezeichnet der Sprecher eines Trierer Krankenhauses die "Ausdünnungspläne", die insbesondere auf dem flachen Land erhebliche Folgen hätten. Die Stellungnahme der Kassen zeige, in welche Richtung der Zug nun ginge.Über das zukünftige Fallpauschalensystem, nach dem Behandlungen in Krankenhäusern ab 2006 unabhängig von der Liegedauer nach Pauschalen für bestimmte Krankheiten abgerechnet werden, entwickelten sich die Krankenkassen immer mehr zu "Financiers" der Krankenhäuser, sagt ein anderer Trierer Krankenhaus-Chef. Derzeit werden Krankenhäuser in einem dualen System vom Land und den Kassen finanziert. Für Armin Lang, Chef des Ersatzkassenverbands Rheinland-Pfalz, stehen jedoch vorerst keine Schließungen von Krankenhäusern auf der Tagesordnung. Stattdessen fordert er mehr Kooperation von kleinen Häusern wie etwa zwischen Bitburg und Neuerburg sowie Bernkastel-Kues und Wittlich, zudem Konzentration auf das "tatsächlich Notwendige". Die kleinen Häuser hätten nur eine Überlebenschance, wenn sie sich spezialisierten, so Lang.Bei der AOK Rheinland-Pfalz, die sich von der Stellungnahme distanziert, sieht man das jedoch vollkommen anders: Es gebe keinen Grund, in der Region Trier ganze Abteilungen zu schließen, sagt AOK-Chef Walter Bockemühl.

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