Streit um Missbrauchsstudie: Kirche trennt sich von Forscher

Bonn/Trier · Rückschlag bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche: Die deutschen Bischöfe wollen eine von ihnen beauftragte Studie vorzeitig kündigen – aus Verärgerung über den Institutsleiter. Der Wissenschaftler wiederum ist sauer auf einige Bischöfe.

Die vor anderthalb Jahren gestartete Zusammenarbeit der deutschen Bischöfe mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen und ihrem Leiter Professor Christian Pfeiffer steht vor dem Aus. Nach Informationen unserer Zeitung soll die Trennung noch in dieser Woche besiegelt werden. Die von den Bischöfen in Auftrag gegebene Studie zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Missbrauchs von Minderjährigen durch katholische Priester ist damit gescheitert. Zumindest vorerst. Denn wie aus der Bischofskonferenz verlautet, ist diese zwar weiter an der kriminologischen Aufarbeitung interessiert, allerdings mit einem anderen Vertragspartner. "Ob mit Pfeiffer oder ohne, das Projekt läuft weiter", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp am Dienstagabend. Der neue Partner würde freileich bei null beginnen und hätte wohl mit ähnlichen Hindernissen zu kämpfen wie angeblich die Wissenschaftler des Hannoveraner Forschungsinstituts: Dessen Leiter, Professor Christian Pfeiffer, wetterte schon vor Wochen, dass es "plötzlich von verschiedenen Seiten innerhalb der Kirche Einwände" gegeben habe. Und neue Vorschläge, "wie man die Forschung strukturieren sollte. Damit konnten wir uns nicht einverstanden erklären", kritisierte der erfahrene Kriminologe, der sich gegen die versuchte Einflussnahme zur Wehr setzte. Die deutschen Diözesen wiederum schieben dem Institutsleiter den Schwarzen Peter zu. Professor Pfeiffers Verhalten gegenüber den Bischöfen sei "teilweise unter aller Kanone", hieß es aus Kirchenkreisen. Das Vertrauensverhältnis sei zerrüttet und nicht mehr zu kitten. Offiziell gibt sich die Kirche aber deutlich zurückhaltender.

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