Strom ist flüssig

MECKEL/DENSBORN. Wasserkraft gilt als umweltfreundliche Energiequelle. Aber bürokratische Hürden, schwer verstehbare Auflagen und unterschiedliche Auffassungen von Naturschutz machen den Betreibern von Wasserkraftanlagen das Leben schwer.

"Die Nutzung des größten regenerativen Energie-Erzeugers wird in Deutschland regelrecht blockiert. Mit der Lieferung von 19 Prozent der in Rheinland-Pfalz produzierten Energie liefert die Wasserkraft dennoch den größten Anteil regenerativer Energien", macht Richard Kail seinem Unmut Luft. Kail ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Rheinland-Pfalz und Saar e.V. und hatte die Mitglieder zur Jahreshauptversammlung nach Meckel (Kreis Bitburg-Prüm) eingeladen. In dem 1959 gegründeten Betreiberverband kümmern sich Kail und seine Mitstreiter um die Belange der 172 Mitglieder, die etwa 200 Wasserkraftwerke betreiben. In den Vorträgen und Diskussionen wurde deutlich: Die Wasserkraft ist ein zuverlässiger, sauberer und unerschöpflicher Energielieferant, der eine hohe Grundlastbereitstellung sichern kann. Die Grundlast bezeichnet die Strommenge, die immer vorhanden sein muss. "Es gibt keinen wirksamen Naturschutz mehr ohne einen Wechsel von fossilen und atomaren Energien zu erneuerbaren Energien. Diesen Umstieg müssen wir in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts schaffen, sonst droht der Menschheit ein existenzieller Überlebenskampf", sagte der Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer (SPD), Träger des alternativen Nobelpreises. "Unser Kernproblem ist die Akzeptanz der Wasserkraft in den Genehmigungsbehörden. Dort haben wir massive Schwierigkeiten. Die Genehmigungsverfahren dauern bis zu acht Jahre, dennoch sind die Antragsteller oft chancenlos. Das, was ihnen bleibt, sind im Vorfeld hohe Kosten für planerische Unterlagen und Gutachten. Dies ist eine unverantwortliche Haltung der Behörden, weil die Wasserkraft ein ganz wichtiger ökologischer Beitrag zum Schutz der Natur ist", redet Richard Kail Klartext. Er fordert: "Die Polemik gegen die Wasserkraft muss aufhören. Sie hat keinen sachlichen Hintergrund". Die Landespolitiker - alle Fraktionen waren durch Abgeordnete vertreten - nahmen die Kritik zur Kenntnis. So bot etwa Rudolf Franzmann (SPD) "einen neuen Dialog in Sachlichkeit an". Nach der Diskussion besichtigten die Teilnehmer eine auf den neuesten Stand der Technik gebrachte Wasserkraftanlage in Densborn. Dort gaben sie die Marschrichtung für die künftigen Gespräche vor: "Selbstbewusst die eigenen Potenziale nutzen."

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