Studenten werden wählerisch

Deutschlands Studenten wandern wieder gerne - und zwar von einem Hochschulstandort zum anderen. Einige der sieben Bundesländer, die allgemeine Studiengebühren verlangen, verzeichneten laut Statistischem Bundesamt 2007 einen deutlichen Rückgang bei den Erstimmatrikulationen.

Berlin. Die Studenten sind wählerisch geworden, sie gehen lieber dorthin, wo das Wort Bezahlstudium ein Fremdwort ist. Und so nahm die Quote der Studienanfänger genau in den Ländern überdurchschnittlich zu, die keine Gebühren verlangen. Länder wie Bremen und Brandenburg, die Studenten keine Rechnung servieren, konnten Zuwächse von jeweils 14 Prozent verzeichnen, Thüringen und Sachsen von jeweils neun Prozent. Stadtstaaten und der Osten sind für Studenten attraktiver geworden, so die Statistiker gestern in Berlin bei der Vorstellung ihrer neuesten Zahlen zum deutschen Hochschulstandort. Dagegen ging die Zahl der Erstsemester in den Ländern mit allgemeinen Studiengebühren zurück: Im Saarland immatrikulierten sich drei Prozent weniger, in Baden-Württemberg zwei Prozent und in Hessen 0,4 Prozent, Nordrhein-Westfalen konnte hingegen ein Plus von zwei Prozent verbuchen. Die Studienanfängerquote - also der Anteil der Studienanfänger an der gleichaltrigen Bevölkerung - lag im Studienjahr 2007 bei 36,6 Prozent. Studierende reagieren auf Trends

Damit war erstmals seit 2003, als die Quote bei 38,9 Prozent lag, ein Anstieg zum Vorjahr zu beobachten. SPD und Union hatten in ihrem Koalitionsvertrag 2005 einen Anteil von 40 Prozent als Ziel genannt. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Quote allerdings extrem niedrig. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen beginnt in den OECD-Ländern ein Studium (54 Prozent), in Australien lag die Quote 2005 gar bei 82 Prozent. Insgesamt sind in Deutschland rund 1,95 Millionen Menschen für ein Studium eingeschrieben. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein leichter Rückgang von zwei Prozent. Der Anteil der Studentinnen liegt unverändert bei 48 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Erstsemester erstmals seit 2003 auf 358 217 Menschen an. In der Ingenieurbranche zeichnet sich nach Aussage der Statistiker zwar ein dramatischer Fachkräftemangel ab. 100 in Pension gehenden Ingenieuren stünden nur 87 Nachwuchskräfte gegenüber. Doch die gute Nachricht: Die jungen Leute haben bei ihrer Studienwahl bereits auf den Trend reagiert. Fächer wie Bauingenieurwesen (plus 18 Prozent) und Maschinenbau (plus zehn Prozent) haben in diesem Jahr weit überdurchschnittlich mehr Anfänger. Und im Jahr 2006 schlossen 84 000 Absolventen ein Studium der Ingenieur- und Naturwissenschaften ab, fast so viele wie beim Höchststand von 1997.

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