Super-Jahrgang mit Klasse statt Masse

MAINZ. Klasse statt Masse heißt das Ergebnis des Super-Sommers 2003 für den Weinbau. Minister Hans-Artur Bauckhage sieht beste Perspektiven für die Moselwinzer. Verbandspräsident Adolf Schmitt gibt sich zurückhaltender.

Die rheinland-pfälzischen Winzer können auf einen herausragenden Jahrgang 2003 hoffen. Mit 5,5 Millionen Hektoliter blieb die Mosternte nach Angaben des Statistischen Landesamtes um 20 Prozent unter dem Vorjahr, doch 90 Prozent des Rebensaftes bieten die Voraussetzung, zum Qualitätswein mit Prädikat ausgebaut zu werden. Zwar habe die Ernte die Situation auf dem Weinmarkt noch nicht merklich beeinflusst, so Minister Hans-Artur Bauckhage im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . Doch haben die Moselwinzer mit ihrem einzigartigen Riesling nach seiner Einschätzung beste Chancen, aus der Situation Kapital zu schlagen. Trotz schwieriger Produktionsbedingungen biete sich bei Klasse statt Masse eine Riesenchance, so Bauckhage. Dieser Einschätzung schließt sich Weinbaupräsident Adolf Schmitt nur für den Bereich der Selbstvermarkter an, die rund ein Drittel der Moselwinzer ausmachen. Bei den Fassweinvermarktern werde zur Zeit versucht, bei Riesling 90 Cent pro Liter für Spitzenqualität zu erlösen.Wettbewerbsdruck aus Übersee

Damit liegt das Niveau nur gering über dem Vorjahreswert von 80 bis 85 Cent, auch wenn das Preisgefüge von Rheinhessen und der Pfalz von momentan rund 50 Cent deutlich übertroffen wird. Wettbewerbsdruck aus Übersee-Ländern und zunehmend auch aus Osteuropa lassen nur schwer höhere Preise am Markt bei den Kellereien durchsetzen. Viele Fassweinvermarkter fürchten, am Jahresende aufgrund der niedrigen Erträge letztlich weniger Geld in der Tasche zu haben als vor zwölf Monaten. Trotz "des schönsten Jahrgangs", den Schmitt in den letzten 40 Jahren erlebt hat. Im Gegensatz zu manchem anderen Anbaugebiet hat der Moselwein dazu auch noch das nötige Quäntchen Fruchtsäure mitbekommen. Nicht mehrlockern will Bauckhage die bei Winzern umstrittenen verschärften Qualitätsvorgaben beim Dornfelder Rotwein. Dieser Sommer war für ihn der ideale Einstieg, um die gute Platzierung abzusichern. Rebschnitt und Ausdünnen seien führ ihn die Devise, sollen über Qualität und angemessenen Ertrag die Erlöse gehalten werden. Gravierendere Probleme erwartet Bauckhage dagegen beim Streit mit der EU-Kommission um die gezahlten kommunalen Beihilfen für die Winzer im Bereich Mosel-Saar-Ruwer für den Eintritt in die Genossenschaften. Während die EU Wettbewerbsverzerrungen reklamiert, hofft Bauckhage letztlich auf eine gewisse Einsicht. Die Kommission dürfe die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verlieren, mahnt er angesichts der vergleichsweise bescheidenen Hilfen. Um die Vermarktungschancen des Weins zu verbessern, dringt der Minister auch auf ein einfacheres Bezeichnungsrecht. "Hier hat Deutschland wieder einmal die schwierigsten Regelungen weltweit", so Bauckhage. Dass eine fruchtige Spätlese auch trocken im Angebot ist, verwirrt den Verbraucher. Erst recht eine trockene Beerenauslese. Er plädiert für die zweigeteilte Qualitätspyramide, die neben den traditionell "nichttrockenen" Einstufungen Kabinett, Spätlese und Auslese die modernen trocken ausgebauten Weine als Classic und Selection dem Kunden anbietet. Bei der Änderung des Bezeichnungsrechts ist auch der seit Jahren diskutierte Namenswechsel für das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer in "Mosel" möglich. Für die Ruwer-Winzer wäre eine detailliertere Deklarierung als eigener Bereich denkbar. Damit ist auch Weinbaupräsident Schmitt einverstanden. Protest meldet er allerdings gegen Vorschläge der Kellereien an, eine quasi "Ober-Anbaugebiet" Rheinland-Pfalz zu schaffen. Damit gehe der Mosel-Vorteil des Rieslings in der Vermarktung verloren, moniert der Winzer. Gerade mit diesem Pfund soll jedoch künftig noch mehr gewuchert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort