Corona-Krise Tag der Entscheidung: Langsam zurück in die Normalität?
Trier/Wasserliesch/Mainz · Corona: Seit Wochen steht das öffentliche Leben still. Nun beraten Kanzlerin und Länderchefs über das weitere Vorgehen. Malu Dreyer knüpft Lockerungen an konkrete Voraussetzungen.
Wann toben Kinder wieder durch Schulen und Kitas? Welche Geschäfte öffnen wieder? Und muss ich künftig Mundschutz tragen, wenn ich einkaufe oder im Bus sitze? Menschen aus der Region Trier und ganz Deutschland dürfen heute Antworten auf die Fragen in der Corona-Krise erwarten. Gegen 14 Uhr sitzen die Regierungschefs der Länder in einer Video-Schalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), um darüber zu sprechen, welche Einschränkungen sich lockern lassen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die sich auch von einem Expertenstab mit Virologen und Medizinern beraten lässt, will um 17 Uhr die Öffentlichkeit informieren. Ziel sei es, in der Konferenz zu einem gemeinsamen Grundverständnis aller Bundesländer zu kommen, sagt die Triererin. Die Gesundheit der Menschen stehe weiter an erster Stelle. Geht es nach der Ministerpräsidentin, öffnet sich das gesellschaftliche Leben in kleinen Schritten.
Dreyer sagt, sie knüpfe Lockerungen an eine niedrige Rate der Neuansteckungen, ausreichend Kapazität des Gesundheitssystems, Nachverfolgung von Infizierten und den Kontaktpersonen, weitere Tests und ausreichend Schutzausrüstung. „Wenn das auch bei Lockerungen sichergestellt werden kann, ist es möglich, in einer ersten Phase Teile des Wirtschaftslebens zu lockern und in einem Stufenplan die Schulen wieder zu öffnen“, sagt sie. In einer zweiten Phase könne es dann auch für Teile der Gastronomie Lockerungen geben. Dreyer sagt, sie halte auch das Tragen von Atemmasken für ein probates Mittel, wenn Bürger Bus und Bahn fahren. „Eine einfache Atemmaske könnte schon ein Halstuch sein, das man um Mund und Nase bindet, wie uns Virologen versichern“, heißt es aus der Mainzer Staatskanzlei.
In der Region sehnen Wirtschaft und grenznahe Gemeinden zu Luxemburg Lockerungen herbei. Wo Betriebe hygienische Regeln einhalten können, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen, sollten sie auch öffnen dürfen, fordert Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Gemeindechefs an der Obermosel fordern, Grenzkontrollen nach Luxemburg wieder aufzuheben und das europäische Projekt nicht zu gefährden. Viele Experten mahnen aber zu besonnenen Einschränkungen, damit nicht mehr Menschen am Coronavirus erkranken. Die Kliniken sieht Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, gerüstet. Im Land pendele die Zahl der wegen Corona beatmeten Patienten in Kliniken seit Tagen zwischen 120 und 150.