Tenside sind nicht das einzige Problem - Weitere Schadstoffe belasten Teiche, Bäche, Flüsse und Grundwasser in der Südeifel

Spangdahlem/Bitburg · Das Grundwasser im Einzugsgebiet der Flugplätze Spangdahlem und Bitburg ist nicht nur mit perfluorierten Tensiden belastet. Auch andere Schadstoffe, die zum Teil giftig und krebserregend sind, belasten die Umwelt der Südeifel. Die Suche nach den Quellen läuft auf Hochtouren.

 Trügerisches Idyll? Der Weiher "Kaas", das der Angel-Sport-Club 1969 Binsfeld nutzt. Ob oder wie stark dieser Teich mit perfluorierten Tensiden verunreinigt ist, wird derzeit analysiert. Foto: Angelsportverein

Trügerisches Idyll? Der Weiher "Kaas", das der Angel-Sport-Club 1969 Binsfeld nutzt. Ob oder wie stark dieser Teich mit perfluorierten Tensiden verunreinigt ist, wird derzeit analysiert. Foto: Angelsportverein

Spangdahlem/Bitburg. Woher kommen die Schadstoffe? Und wie breiten sie sich aus? Fragen, die eine rund zehnköpfige deutsch-amerikanische Expertengruppe beschäftigen, seit feststeht, dass Teiche, Bäche, Flüsse und das Grundwasser rings um die Flugplätze Spangdahlem und Bitburg erheblich mit perfluorierten Tensiden (PFT) belastet sind. Wahrscheinlich sind die Stoffe mit Löschschäumen dorthin gelangt. Ein Risiko stellen sie dar, weil sie im Verdacht stehen, krebserregend zu sein: In Tierversuchen führten sie zu Leberschäden und verschiedenen Arten von Krebs.
Allerdings ist PFT nicht das einzige Umweltproblem der Südeifel. Den Behörden ist schon lange bekannt, dass das Grundwasser bei beiden Flugplätzen auch mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) verunreinigt ist. Diese sind Bestandteil von Lösungsmitteln, wie sie zum Entfetten von Motorteilen zum Einsatz kommen.
Einige LHKW sind giftig und einer der Stoffe ist nachweislich krebserregend. Während Böden und Grundwasser in Bitburg bereits umfangreich saniert wurden, blieb die Suche nach der LHKW-Schadstoffquelle in Spangdahlem laut Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) bisher erfolglos.
Neueste Untersuchungen zeigen, dass sich der Schadstoffmix vom Flugplatz Spangdahlem aus möglicherweise mit dem oberflächennahen Grundwasser in der Umwelt verbreitet. Frühere Messungen hatten erwiesen, dass das Regenwasser, das von der Air Base in Rückhaltebecken oder Bäche fließt, zu viele Schadstoffe enthält und dass selbst tiefe Grundwasserschichten verunreinigt sind - sowohl mit PFT als auch mit LHKW.
Der Wasserbehörde zufolge wird die Suche nach Quellen und Ausbreitungswegen dadurch erschwert, dass die Grundwasser-Verhältnisse bei Spangdahlem sehr kompliziert sind. Die Fließrichtung ändere sich kleinräumig. Daher sind weitere Untersuchungen nötig.
Inzwischen beauftragt worden ist auch die Analyse des Trinkwassers der Air Base, das bisher noch nicht auf PFT getestet worden war. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Einige deutsche Brunnen enthielten winzige, jedoch bisher unbedenkliche Spuren der Tenside (der TV berichtete). Da sie nicht abbaubar sind und sich mit der Zeit anreichern können, nehmen die Wasserversorger der Region das Thema dennoch nicht auf die leichte Schulter. Weil es auch so manchen Bürger in der Region beunruhigt, haben Vertreter der deutschen Wasserbehörde und der Air Base Spangdahlem am Donnerstag zu einer Sitzung des Informationsforums Spangdahlem nach Wittlich eingeladen. Die Bürgermeister und Ortsbürgermeister der umliegenden Gemeinden sollen bei solchen Treffen nun regelmäßig über das Schadstoffproblem informiert werden.
"Wir nehmen die Sorgen der Menschen sehr ernst", sagt der Präsident der SGD Nord, Ulrich Kleemann. Es sei ein Zeichen des Vertrauens, dass US-Kommodore Peter Bilodeau die SGD gebeten habe, die Bevölkerung federführend zu informieren.Extra

Alle Teiche und Bäche im Umfeld des Flugplatzes Spangdahlem weisen deutliche Belastungen auf. Die gemessenen Werte sind zum Teil tausendfach höher als die von der EU festgesetzte Qualitätsnorm, die ab 2018 bei der Beurteilung des Zustands von Bächen, Seen oder Flüssen gilt. Im Angelweiher wurden 3,4 Mikrogramm gemessen - 5230-mal mehr als die EU für gut hält. Auch das Grundwasser ist zu stark belastet.

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