Teure Schulbücher: Land will Eltern entlasten

Tief in die Tasche greifen mussten in den vergangenen Wochen wieder die Eltern von 470 000 Schulkindern im Land: Schulbücher kosten leicht dreistellige Beträge pro Kind und Jahr. Doch nun ist Bewegung in die Debatte um die Lernmittelkosten gekommen.

Mainz. Noch in diesem Herbst will das Mainzer Bildungsministerium Grundzüge dafür vorstellen, wie die Eltern stärker von Schulbuch-Kosten entlastet werden sollen. Überlegungen dazu habe es schon vor dem CDU-Vorstoß zur Einführung einer gebührenpflichtigen Schulbuch-Ausleihe gegeben, sagte Ministerin Doris Ahnen (SPD) unserer Zeitung.

Kostspieliger Schulwechsel



"Wir prüfen alle Modelle vorurteilsfrei." Das Ministerium könne sich aber noch nicht festlegen, ab wann Erleichterungen greifen. Sie sollen so gründlich vorbereitet werden, dass "alle Kinder am ersten Schultag ihre Bücher in der Hand halten", betonte Ahnen.

Die Debatte um Lernmittelfreiheit war vor den Ferien neu entbrannt. Laut dem Institut für Bildungsmedien berappen Eltern zwischen 60 und 250 Euro pro Kind, je nach Klassenstufe. Atlanten, Deutsch- und Mathebücher fürs Gymnasium schlagen oft mit jeweils 25,50 Euro zu Buche.

In Fällen wie einem Schulwechsel von zwei Kindern können sogar 670 Euro zusammenkommen: "Das übersteigt trotz Lernmittelbeihilfe von 195 Euro weit unsere finanziellen Grenzen", schrieb ein Vater unserer Zeitung.

Nach Ministeriumsangaben profitiert inzwischen ein Viertel der Kinder von Büchergutscheinen beim Nachweis eines Elterneinkommens auf Arbeitslosengeld-II-Niveau. Eine Familie erhält so 50 bis 203 Euro je nach Kinderzahl und Klassenstufe. Das Land zahlt dafür 13 Millionen Euro im Jahr.

Verbesserungen müssten zum Schuljahr 2010/2011 greifen, fordern Verbände. "Spätestens um Ostern 2010 herum müsste das Ministerium klarstellen, welche Erleichterungen konkret kommen", sagt der Landesgeschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung, Hjalmar Brandt. Er würde die Bücherlisten ohnehin um ein Drittel abspecken, weil die Lehrer häufig mit anderen Papieren arbeiten.

Der Landeselternbeirat geht noch weiter und will, dass der Staat alle Bücher stellt: "Wir glauben, dass die derzeitige Verwaltung der Büchergutscheine rund 70 Prozent von dem kostet, was eine komplette Lernmittelfreiheit kosten würde", sagt Landesvorsitzender Michael Esser.

Ja zur Lernmittelfreiheit sagt auch Klaus-Peter Hammer, Landeschef der Bildungsgewerkschaft GEW. Aber die Bücherausgabe dürfe nicht an den Lehrern hängen bleiben.

Im Mainzer Landtag gibt es im September dazu eine Expertenanhörung.

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