Theorie und Praxis im Duell

MAINZ. (win) CDU-Chef Christoph Böhr und Herausforderer Peter Rauen machen sich auf den Weg zur Parteibasis. Ob mit der ersten von insgesamt fünf Mitgliederversammlungen heute in Mainz für die Kandidaten eine Erfolgstour oder einer Tour der Leiden beginnt, ist schwer vorherzusagen.

Mit 600 bis 700 Mitgliedern rechnet CDU-Generalsekretär Claudius Schlumberger, wenn sich heute Abend in der Mainzer Rheingoldhalle Christoph Böhr und Peter Rauen in der Auseinandersetzung um die Spitzenkandidatur 2006 erstmals einer Regionalkonferenz der Parteibasis stellen. Nachdem in den letzten Wochen teilweise heftig zwischen Kritikern und Anhängern Böhrs geschossen wurde, kamen beide überein, ein direktes Rededuell und damit wohl auch einen Schlagabtausch zu vermeiden. Penibel wurden Organisation und Ablauf der Mitgliederversammlung geregelt, um jegliche Bevorzugung auszuschließen. So treffen 13 Jahre nach der Kampfkandidatur um den Vorsitz im Parteibezirk Trier erneut der Intellektuelle Böhr und der gelernte Maurer und Bau-Ingenieur Rauen aufeinander. Damals setzte sich im Wettstreit zwischen Theoretiker und Praktiker der Bauunternehmer aus Salmtal durch. Mit Handicaps gehen beide langjährige Rivalen in die Auseinandersetzung, die eine Mitgliederbefragung und einem Sonderparteitag am 12. November gipfelt. Auf der einen Seite der 50-jährige Böhr, der Politikwissenschaft, Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert hat, mit 17 Jahren CDU-Mitglied wurde und beharrlich an seiner politischen Karriere arbeitete. Sechs Jahre lang war er Bundesvorsitzender der Jungen Union, übernahm 1994 erstmals den Vorsitz der CDU-Landtagsfraktion und wurde 1997 nach einem Intermezzo von Johannes Gerster Partei- und Fraktionsvorsitzender. Zwar stieg der Landespolitiker auch zu einer Art Vordenker und zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bundes-CDU auf. Doch sein weit verbreitetes Popularitätsdefizit innerhalb und außerhalb der CDU konnte das nicht beheben. Peter Rauen steht dagegen als landespolitisch unbeschriebenes Blatt da. Zwei Drittel der Rheinland-Pfälzer können mit dem Vorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung nichts anfangen. Selbst 57 Prozent der Unions-Anhänger ist er unbekannt. Dabei hatte es Rauen vorübergehend bis ins Präsidium der Bundespartei und zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion gebracht.

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