Tierfett mit Risiko

RIVENICH. Der ehemalige Geschäftsführer der Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA) Rivenich und zwei seiner Mitarbeiter sind wegen betrügerischen Verkaufs angeklagt worden. 8,5 Tonnen Tierfett sollen sie 2001 und 2002 fälschlicherweise mit der Zusicherung "ohne Risikomaterial" verkauft haben.

Vor vier Jahren sorgte der Fall Rivenich bereits für Schlagzeilen. Seitdem führten langwierige Ermittlungen die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach - landesweit verantwortlich für Lebensmittelstrafsachen - bis in die Niederlande. 100 Seiten Anklageschrift sind das Ergebnis. Demnach sind der Ex-Geschäftsführer der TBA in Rivenich und zwei seiner Mitarbeiter wegen betrügerischen Verkaufs von Tierfett vor dem Landgericht Trier angeklagt. Dem Trio wird vorgeworfen, 8,5 Tonnen Tierfett im Wert von 1,7 Millionen Euro fälschlicherweise mit der Zusicherung verkauft zu haben, den Stoff "ohne Verwendung von spezifiziertem Risikomaterial" hergestellt zu haben. Im Hinblick auf BSE gelten beispielsweise Hirn und Rückenmark als Risikomaterial. Laut Staatsanwaltschaft gingen zwischen Januar 2001 und März 2002 rund 360 betrügerische Fettlieferungen an fünf niederländische und zwei deutsche Firmen. Zu etwaigen gesundheitlichen Risiken sagt Oberstaatsanwalt Wolfram Papenbreer: "Es gab keinen Hinweis auf Verarbeitung des Materials in Kosmetika, wir können dies aber auch nicht ausschließen." Zwei der belieferten Firmen seien Händler gewesen, eine andere Firma stelle Schmierstoffe her. Der 67 Jahre alte ehemalige Geschäftsführer bestreitet die Vorwürfe. Die beiden Mitarbeiter, ein 49-jähriger Fuhrparkleiter und ein 41-jähriger Kraftfahrer, sind teilgeständig. Betrug kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren, in schweren Fällen bis zu zehn Jahren geahndet werden.Zwischenfall hatte Folgen: Umorganisation bei der TBA

Georg Rothöhler, stellvertretender Vorsteher des Zweckverbands Tierkörperbeseitigung, ist erleichtert: "Ich bin froh, dass in dem Verfahren langsam Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Als wir damals von einem Einzelfall mitbekamen, haben wir sofort Anzeige erstattet und das Material zurückbeordert." Dabei sei ein Schaden von 1,5 Millionen Euro entstanden. Um eine bessere Kontrolle zu haben, sei damals die für die TBA zuständige private Gesellschaft zu einer Gesellschaft des Zweckverbands umgewandelt worden. Der Zweckverband mit Sitz in Rivenich ist für die Sammlung und Beseitigung von Tierkörpern und Schlachtabfällen von etwa 30 000 landwirtschaftlichen und fleischverarbeitenden Betrieben in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Teilen Hessens zuständig. Betriebe in Rivenich und Sandersmühle sowie eine Sammelstelle in Sembach gehören dem Zweckverband.

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