Todesschreie aus Abstellkammer

SAARBRÜCKEN. Im Pascal-Prozess hat die 51-jährige Angeklagte Erika K. gestern berichtet, der kleine Junge sei nach einer brutalen Vergewaltigung in der "Tosa-Klause" gestorben. Die Reinemachefrau belastete sich und Mitangeklagte schwer.

Der 30. September 2001, der Tag des Verschwindens des kleinen Pascal (5), stand gestern vor dem Schwurgericht im Mittelpunkt der Vernehmung der 51-jährigen Angeklagten Erika K. Die Reinemachefrau, die von Gutachtern als geistig zurückgeblieben eingestuft wird, verwickelte sich in zahlreiche Widersprüche.Tosa-Wirtin filmt brutale Vergewaltigung

Die Frau behauptete, sie habe gesehen, wie Martin R. (42) an jenem Sonntagnachmittag in der Abstellkammer der "Tosa-Klause" in Saarbrücken-Burbach den kleinen Pascal brutal vergewaltigt habe. Die "Tosa-Wirtin" Christa W. (51) habe dabei gefilmt. Um die Schreie des gequälten Kindes zu übertönen, sei die Musikbox in der Kneipe lauter gestellt worden. Andrea M. (40), leibliche Mutter eines angeblich ebenfalls missbrauchten Kindes, habe Pascal festgehalten. "Weil er so schrecklich schrie", habe sie seinen Kopf in ein Kissen gedrückt. Dann sei der Junge plötzlich still gewesen. Als Martin R. die Kammer verlassen habe, sei sie, so Erika K., hineingegangen. "Da hat der Kleine gelegen, als ob er tot wäre." Sie habe ein Bein gegriffen und gewusst: Pascal ist tot. Dieter S. (62) habe die Leiche in eine graue Wolldecke gewickelt. Gemeinsam mit der Wirtin habe sie, so Erika K., einen blauen Müllsack aufgehalten, in den die Leiche gepackt worden sei. Die Wirtin und deren 62-jähriger Helfer hätten den Sack in einem Auto verstaut. Es sei die Rede davon gewesen, die Leiche in einer Kiesgrube bei Schoeneck zu vergraben. Pascal wurde bis heute nicht gefunden. Erika K. will anschließend die Kirmes beim Oktoberfest besucht haben. "Weiß ich nicht", antwortete sie auf die Frage des Richters, wieso sie zur Kirmes und nicht zur Polizei gegangen sei. In der mehrstündigen Vernehmung korrigierte die Frau wiederholt frühere Aussagen vor der Polizei und einem Richter. So hatte sie früher erklärt, drei weitere Angeklagte hättenPascal vor dessen Tod missbraucht. Gestern warf sie dies von den nun Angeklagten nur noch Martin R. vor. Wiederholt musste die Frau sich vorhalten lassen: "Früher haben Sie das etwas anders erzählt!" Zum Auftakt des dritten Prozesstages hatte Richter Ulrich Chudoba erneut von dubiosen Hinweisen zum Versteck der Leiche berichtet. Zudem berichtete er, es seien Briefe mit Beschimpfungen der Angeklagten, aber auch mit Autogrammwünschen eingegangen.

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