Todesserie bleibt rätselhaft
Sieben Tote innerhalb von zwei Wochen: Die rätselhafte Todesserie in einem Hillesheimer Pflegeheim reißt nicht ab. Am Freitag starb eine 93-jährige Bewohnerin. Sie war kurz zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Hillesheim/Trier. Die Mediziner stehen vor einem Rätsel. Innerhalb von zwei Wochen sind sieben Bewohner des Hillesheimers Pflegeheimes Katharinen-Stift gestorben. Insgesamt waren am vorletzten März-Wochenende zwölf Bewohner, die alle auf der gleichen Station, dem Wohnbereich 1, betreut wurden, erkrankt. Alle litten an Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Atemnot, sie mussten in Kliniken künstlich beatmet werden. Nur bei zwei Verstorbenen steht bislang die Todesursache fest: Ein 89-jähriger Heimbewohner starb an einem Darminfarkt, eine 84-Jährige starb zwei Tage später an einem Herzmuskelinfarkt. Das ergab eine Obduktion der Leichen. Bei den anderen Verstorbenen ist die Todesursache hingegen noch völlig unklar. Bei vier verstorbenen Frauen wurden Entzündungen der Atemwege und Lungen festgestellt. Wodurch sie verursacht wurden, konnte noch nicht geklärt werden. Nur so viel weiß die Staatsanwaltschaft, die ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet hat: Der Tod der zwei Heimbewohner, die an Infarkten gestorben sind, hat nichts mit den anderen Todesfällen zu tun.
Staatsanwaltschaft hat Obduktion angeordnet
Woran am Freitagnachmittag das siebte Todesopfer, eine 93-Jährige, gestorben ist, steht bislang noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft hat die Leiche beschlagnahmt. Sie soll wie die anderen obduziert werden. Sollten sich dabei keine Hinweise auf die Todesursache finden, soll auch bei der 93-Jährigen wie bei den vier Verstorbenen, bei denen keine eindeutige Todesursache festgestellt worden ist, eine feingewebliche Untersuchung der Lunge in Auftrag gegeben werden, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos gestern unserer Zeitung mit. Zudem wird dann wohl auch ein toxikologisches Gutachten angefertigt, mit dem Giftstoffe nachgewiesen werden können.
Der Tod der 93-Jährigen am späten Freitagmittag ist um so tragischer, weil die Heimbewohnerin zusammen mit zwei ebenfalls zuvor Erkrankten seit Mittwoch vergangener Woche wieder im Pflegeheim betreut wurde. Sie galt nach einem achttägigen Aufenthalt im Prümer Krankenhaus als weitgehend genesen, bekam keine speziellen Medikamente mehr, wurde allerdings mit Sauerstoff beatmet. Warum sich ihr Zustand am Freitag dann doch nochmals verschlechterte ist unklar. Damit gibt die mysteriöse Erkrankungswelle im Hillesheimer Pflegeheim noch mehr Rätsel auf.
Am Donnerstag noch sagte Götz Leschonsky, Vorstand des Hillesheimer Pflegeheim-Trägers, der Maternus Altenheim Gesellschaft, dass sich nur noch zwei der drei in umliegenden Krankenhäusern behandelten Bewohner in einem "sehr kritischen Zustand" befänden, eine Patientin gelte als "stabil".
Die Familien der Erkrankten und der Verstorbenen sowie die Bewohner des Katharinen-Stifts von Mitarbeitern des Pflegeheimes betreut. "In dieser Zeit größter Anspannung und Trauer wollen wir die Betroffenen auf ihrem Weg begleiten", sagt der neue Heimleiter Manfred Mötsch. Bereits Anfang des Jahres sei geplant gewesen, dass Mötsch im April die Leitung des Heimes übernehme, teilte die Maternus GmbH mit und trat damit Gerüchten entgegen, Mötschs Vorgänger sei wegen der Vorfälle abgelöst worden.