Tödlicher Virus im Stall

Trier/Koblenz · Die mysteriöse Tierkrankheit, ausgelöst vom sogenannten Schmallenberg-Virus, wütet in immer mehr rheinland-pfälzischen Beständen: In 47 Betrieben kamen Kälbchen und Lämmer verkrüppelt zur Welt. Das Landesuntersuchungsamt rechnet damit, dass die Zahl weiter steigen wird. Woher das Virus stammt, ist ungeklärt.

Trier/Koblenz. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe sind von der erst im vergangenen November entdeckten Tierkrankheit namens Schmallenberg-Virus betroffen. Ein Virus, der dazu führt, dass Schafe, Ziegen und Rinder missgebildete Junge zur Welt bringen, die nicht überlebensfähig sind.
In Rheinland-Pfalz sind nun schon sechs Rinder-, fünf Schaf- und 36 Ziegenbestände betroffen. Darunter sind auch Betriebe aus allen vier Kreisen der Region Trier. Bundesweit gibt es laut Friedrich-Loeffler-Institut in 868 Betrieben Nachweise des Schmallenberg-Virus. Und die Experten rechnen damit, dass es noch mehr wird, da Rinder und Schafe im Frühjahr weitere Nachkommen zur Welt bringen.
"Für die Landwirte bleibt die Lage angespannt", sagt Achim Ginkel vom rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gehe jedoch aktuell weiterhin davon aus, dass für die Verbraucher keine Gefahr bestehe, sich über Lebensmittel mit dem Schmallenberg-Virus anzustecken.
Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, lässt sich nicht abschätzen. Laut Ginkel scheinen einige Bestände noch glimpflich davonzukommen - nur einzelne Lämmer oder Kälbchen kommen verkrüppelt zur Welt. Andere Betriebe hingegen verlieren bis zu 30 Prozent der Jungtiere.
Vor dem Jahr 2014 ist einer Mitteilung des deutschen Bauernverbands zufolge nicht mit Impfstoffen zu rechnen, die gegen das Virus wirken. Zudem stehen vier Monate nach dem weltweit erstmaligen Nachweis immer noch keine Testverfahren zur Verfügung. Mit einem Test würden sich zumindest Tiere erkennen lassen, die die Krankheit bereits überstanden haben. Die fehlende Diagnostik sei neben den vielen Fragen eines der Hauptprobleme für das richtige Management dieser Erkrankung. Kurz: Die Tierhalter sind hilflos.
Da das Virus erstmals bei Rindern in der sauerländischen Stadt Schmallenberg nachgewiesen wurde, trägt es (sehr zum Missfallen dieser Stadt) nun den Namen Schmallenberg-Virus. Nach Angaben des Forschungsinstituts sind ähnliche Viren bisher aus Afrika, Asien und Australien bekannt.
Wie das Virus nach Europa gelangte, ist ungewiss. Sicher scheint hingegen, dass es von kleinen Stechmücken übertragen wird. Die Infektion der betroffenen Tiere muss also bereits im Spätsommer oder Herbst erfolgt sein. Dass sich erst seit kurzem die Verdachtsfälle häufen, liegt daran, dass die Krankheit bei Schafen und Ziegen weitgehend symptomfrei verläuft. Rinder zeigen zwar leichte Symptome wie Fieber, Durchfall oder eine verringerte Milchleistung. Doch richtig bemerkbar macht sich die weitgehend unerforschte Krankheit erst dann, wenn die betroffenen Tiere ihre Jungen zur Welt bringen.
Auch in anderen EU-Ländern hat sich das Virus ausgebreitet. Russland verbietet daher vom 20. März an die Einfuhr von lebenden Rindern aus der gesamten Europäischen Union. kah

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