Gästezahlen brechen ein CDU warnt Land, Tourismus-Boom zu verschlafen

Brauneberg/Mainz · Gästezahlen brechen in Eifel und Hunsrück ein.

Wandern auf dem Saar-Hunsrück-Steig, Wein trinken an der Mosel: Touristen aus aller Welt strömen in diesen Wochen nach Rheinland-Pfalz, um ihren Urlaub zu genießen. Doch die rheinland-pfälzische CDU-Fraktion warnt die Landesregierung nun eindringlich davor, den Boom um Touristen zu verschlafen.

Beim Wachstum liege das Land deutschlandweit nur hinter Thüringen, viele Regionen verlieren in diesem Jahr massiv an Boden, kritisiert CDU-Fraktionsvize Alexander Licht. Von Januar bis Mai verlor der Hunsrück 10,3 Prozent bei Gästen, die Eifel 7,2 Prozent und das Naheland 8,2 Prozent, zeigen Zahlen des Statistischen Landesamtes. Mosel-Saar büßte 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Die touristischen Übernachtungen gingen landesweit um 2,8 Prozent auf rund 8,2 Millionen zurück. Obwohl Statistiker die Entwicklung vor allem darauf zurückführen, dass Pfingsten und Fronleichnam 2018 noch im Mai lagen und in diesem Jahr im Juni, warnt Licht: „Das ist eine drastische Entwicklung. Wir wollen wachrütteln, damit das Land den Tourismus nicht aus den Augen verliert.“

Rheinland-Pfalz hat in dieser Legislaturperiode beim Tourismus Tempo gemacht, setzt auf eine Enquete-Kommission mit Abgeordneten aus allen Fraktionen und Experten vom Fach. Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) stellte eine Tourismusstrategie vor, die das Land bis 2025 verwirklichen will. Doch der CDU fehlt es nun an neuem Schwung. Eine Arbeitsgruppe aus allen Ministerien sei gerade mal so weit, die Ergebnisse des seit gut einem Jahr vorliegenden Enquete-Berichts auf die Tagesordnung zu setzen.

Investitionen des Landes in Tourismus seien eine Enttäuschung. Licht fasst die Lage in einem Satz zusammen, der Rheinland-Pfälzer besonders schmerzen muss: „Selbst das Saarland macht mehr.“ Licht fordert vom Land, mehr Geld in die Werbung zu stecken, um Rheinland-Pfalz zu vermarkten. Viele Gäste, die Flusskreuzfahrten unternehmen, stammten aus den USA und China. „Das zeigt, welche Märkte wir inzwischen erreichen müssen“, sagt der Brauneberger aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich. Es brauche für immer beliebtere Flusskreuzfahrten auf Mosel und Rhein ein Konzept, das Schiffe mit Energie versorge und Uferpromenaden gestalte.

Der CDU-Politiker treibt die rot-gelb-grüne Ampelkoalition auch an, den Tourismus in eine ­Saisonarbeitsbranche umzuwandeln. Mitarbeiter der Gastronomie würden dann im Sommer länger arbeiten, könnten Überstunden aber auf ein Zeitarbeitskonto übertragen und diese im Winter abbauen, wenn deutlich weniger Gäste nach Rheinland-Pfalz strömen.

„Die Sommer-Überstunde ist das beste Mittel gegen Winterarbeitslosigkeit“, sagt Licht. Er höre von Hochzeitsfeiern, bei denen Gastronomen die Gäste um 0 Uhr heimschickten, weil die Arbeitszeit von Wirten überschritten sei. Ein Konzept vermisst Licht angesichts vieler Kur- und Heilbäder auch beim Gesundheitstourismus. Er schlägt ebenso finanzielle Anreize des Landes vor, um den Tourismus von Hunsrück, Nationalpark und Nahe in einer Organisation zusammenzulegen.

Bei einer Tourismus-Marke, die das Land in diesem Jahr entwerfen lässt, um weltweit zu werben, warnt Licht davor, Regionen zu vernachlässigen. In einem Slogan wie „Weinland Pfalz“ würden sich viele Gebiete nicht wiederfinden. Der 66-Jährige vergleicht die Suche nach einer Marke mit einer Pyramide, an deren Spitze alle Wünsche zusammenlaufen müssten. „Bricht jemand aus, stürzt die ganze Pyramide ein.“ Bundesländer wie Schleswig-­Holstein („Der echte Norden“) und Baden-Württemberg („Wir können alles. Außer Hochdeutsch“) arbeiten im Marketing mit Slogans.

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