Trauer und politische Gespräche

Berlin · Verteidigungsministerin besucht Soldaten in Mali. Der Bundeswehr-Einsatz dort gilt als der derzeit gefährlichste.

Berlin (dpa) Seit Jahren ist kein Soldat der Bundeswehr mehr im Einsatz gestorben - am Mittwoch dann stürzten zwei Soldaten im westafrikanischen Mali mit einem Hubschrauber ab und kamen ums Leben. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nahm die Särge der Soldaten am Samstagabend in Köln in Empfang - und flog danach direkt in das Krisenland. Dort dürften schwierige, emotionale Begegnungen auf sie warten. Was ist in Mali genau passiert? Am Mittwochnachmittag heben zwei Tiger-Maschinen für einen Aufklärungseinsatz ab. Der erste Hubschrauber fällt im Flug plötzlich aus der Luft, weder Pilot noch Schütze setzen einen Notruf ab. Der Tiger kracht auf den Boden, brennt komplett aus. Bislang spricht nichts für einen Angriff oder Abschuss. Die UN-Mission berichtet von Erkenntnissen, die auf technisches Versagen hindeuten. Ein Expertenteam der Bundeswehr ist vor Ort, um die Ursache aufzuklären. Mittlerweile wurde ein Flugschreiber gefunden, er wurde aber beschädigt. Es ist unklar, ob er ausgelesen werden kann.Flog von der Leyen nun wegen des Absturzes nach Mali? Nein, die Reise der Ministerin nach Westafrika war schon mehrere Wochen lang geplant. Allerdings wurde der Trip wegen des Hubschrauberunglücks vorgezogen und verlängert. Von der Leyen will mehr Zeit bei den Soldaten verbringen, auch ein Gottesdienst mit den Soldaten in Mali steht auf dem Programm. Darüber hinaus sind zahlreiche politische Gespräche unter anderem mit den nigrischen und malischen Staatspräsidenten und Verteidigungsministern geplant. Es geht aus Sicht der Bundesregierung im Kern darum, den Ländern in Westafrika dabei zu helfen, selbst für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Wie ist die Lage in Mali? Der Norden des armen westafrikanischen Landes geriet 2012 nach einem Militärputsch vorübergehend in die Hände islamistischer und anderer Rebellengruppen. Sie konnten erst nach einer Intervention französischer Streitkräfte zurückgedrängt werden. Die UN-Mission Minusma soll nun zur Umsetzung eines Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen von 2015 beitragen - mit überwiegend afrikanischen Soldaten. Aber hochwertiges Gerät wie Drohnen und Hubschrauber samt Personal stellen Länder wie Deutschland und die Niederlande. Was steckt hinter dem Einsatz der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land? Deutschland ist lange Zeit für mangelndes Engagement in UN-Friedensmissionen kritisiert worden. In Mali will Deutschland zeigen, dass es auch in den UN bereit ist, mehr militärische Verantwortung zu übernehmen. Aber noch viel wichtiger aus Sicht der Bundesregierung: Durch Mali und das Nachbarland Niger laufen die wichtigsten Flüchtlingsrouten zur libyschen Mittelmeerküste. Deshalb will man mit Minusma Frieden sichern - und Fluchtursachen bekämpfen. Mali ist mittlerweile nach Afghanistan der zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr. Mehr als 890 Soldaten der Bundeswehr sind in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert. Die Soldaten sind unter anderem für die Aufklärung der Lage mit "Heron"-Drohnen zuständig. Wie ist die Sicherheitslage? Die Umsetzung des Friedensabkommens stockt. Der von den Weiten der Wüste Sahara geprägte Norden Malis ist weiterhin instabil. Dort treiben verschiedene Milizen und Terrorgruppen wie Al-Kaida im Islamischen Maghreb ihr Unwesen. Minusma ist deshalb die tödlichste aktuelle UN-Mission. Immer wieder werden Blauhelmsoldaten und andere UN-Kräfte bei Anschlägen und Angriffen von Aufständischen getötet.Wurde die Bundeswehr schon zum Ziel von Anschlägen? Ja, immer wieder. Ende November 2016 steuerten Selbstmordattentäter zwei Sprengstoff-Fahrzeuge auf das Flughafengelände des Blauhelm-Camps in Gao. Zwei Flughafenbedienstete wurden verletzt. Vergangenen Sommer wurde auch erstmals eine Bundeswehr-Patrouille beschossen. Im Oktober 2016 gab es einen Raketenangriff auf das Camp. Die Geschosse verfehlten das Feldlager aber. fRAGE UND Antwort Nach dem Absturz eines Kampfhubschraubers

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