Trickdieb am Telefon

TRIER. Für Kriminelle und zwielichtige Geschäftemacher sind Rentner leichte Opfer. Aber nicht alle. Von der Polizei geschulte Sicherheitsberater für Senioren kennen die Tricks und helfen ihren Mitmenschen, sich vor Verbrechern und unseriösen Firmen zu schützen.

Das Telefon klingelt. Die 74-jährige Berta Glaser hebt ab. "Hallo", sagt jemand am anderen Ende der Leitung freundlich, "weißt Du, wer hier dran ist?" Berta Glaser überlegt, dann fragt sie vorsichtig: "Klaus, bist du es?" "Ja, ich bin's", sagt der junge Mann, und dann erzählt er ihr von einer heiklen Situation, in der er sich befinde und dass er dringend 10 000 Euro brauche. Berta Glaser möchte ihrem "Klaus" helfen. "Wann kommst Du das Geld abholen?", fragt die Rentnerin. Er selbst könne nicht kommen, sagt der "Enkel", aber er habe einen Bekannten, der das für ihn erledigen würde. Eine Stunde später - Berta Glaser war zwischenzeitlich auf der Bank, um ihr mühsam Erspartes abzuheben - steht der "Bekannte" vor der Tür, erhält das Geld und ist verschwunden, bevor die 74-Jährige überhaupt merkt, dass sie gerade Opfer eines Trickbetrügers geworden ist.Täter suchen sich Opfer im Telefonbuch

"Die rufen so lange bei älteren Menschen an, bis es dann bei einem klappt", sagt Kriminalhauptkommissar Elmar Esseln. Ihre Opfer suchen sich die Täter oft im Telefonbuch, halten dabei Ausschau nach alten Vornamen wie Katharina, Maria oder Theresa. Rentner sind bevorzugte Einnahmequellen von Dieben, Trickbetrügern und unseriösen Unternehmen. Zum einen haben sie oft einiges gespart, zum anderen gibt es zahlreiche Wege, ihnen dieses Geld abzuluchsen, sei es durch den Enkeltrick, Haustürgeschäfte, Gewinnspiele, Kaffeefahrten oder den in letzter Zeit in der Eifel verstärkt vorkommenden Geldwechseltrick. Unter dem Vorwand, eine Münze für den Parkautomaten wechseln zu wollen, werden Senioren gebeten, ihre Geldbörse zu öffnen. Vor der Nase des Opfers werden die Scheine aus der Börse geklaut, ohne dass es der Betroffene merkt."Kuchen für umsonst" erschwert Prävention

"Ich habe schon einiges erlebt", sagt Erwin Krooß aus Rötsweiler-Nockenthal (Landkreis Birkenfeld). Der 71-Jährige ist einer von 90 freiwilligen Sicherheitsberatern für Senioren im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Trier und hat es sich mittlerweile zur Lebensaufgabe gemacht, ältere Mitmenschen vor Kriminellen zur warnen. Auf seiner Homepage www.sfs-landkreis-birkenfeld.com gibt Krooß Tipps für Senioren, manchmal keine leichte Aufgabe. "Man glaubt es kaum, wie schwer es sein kann, es den Leuten zu vermitteln", sagt er. Erst vor kurzem habe er bei einer Kaffeefahrt versucht, Mitreisende darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerade abgezockt werden. "Doch für eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen umsonst sind viele - auch jüngere - bereit, 400 Euro für eine Matratze auszugeben", sagt Krooß. Auch Anita Kerpen (61) aus Karl (Verbandsgemeinde Manderscheid) berät Senioren in Sachen Sicherheit. "Alles wegschmeißen", lautet ihr universaler Ratschlag, wenn sie Freunde und Bekannte mit dubiosen Gewinnschreiben oder Kaffeefahrt-Prospekten aufsuchen. Damit die Sicherheitsberater für Senioren selbst auf dem Laufenden bleiben, werden sie regelmäßig von Polizeimitarbeitern geschult, so wie vergangenen Mittwoch in Wittlich. Drogen standen diesmal unter anderem auf dem Programm. "Wenn ich mir Sie so anschaue, gehören Sie eigentlich nicht zur Zielgruppe", sagt der Trierer Drogenbeauftragte und Kriminalhauptkommissar Achim Wacht, während er vor 45 Sicherheits-Senioren steht. Doch die Senioren sind wissbegierig. "Was bedeutet Gras?", "Wann beginnt die Sucht?", "Warum ist der Konsum illegal?", fragen sie und riechen alle an einem Stück Marihuana, das durch die Reihen gereicht wird. Senioren und Haschisch - wie passt das zusammen? Es gehe darum, Aufklärungsarbeit bei den eigenen Enkeln zu leisten, erklärt Esseln, deshalb der Vortrag über Drogen. Manchmal sind es auch die "echten" Enkel, die Senioren Sorgen bereiten.

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