Katholische Kirche Papst Benedikt XVI. räumt Falschaussage bei Missbrauchsgutachten ein

Update | Trier · Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat am Montag eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eine falsche Aussage gemacht zu haben. Unter anderem hatte der Trierer Bischof Stephan Ackermann das frühere Kirchenoberhaupt aufgefordert, sich zu äußern.

Missbrauchsskandal: Trierer Bischof fordert Reaktion von Ex-Papst Benedikt
Foto: dpa/Sven Hoppe

 Ratzinger erklärte, er habe anders als zunächst behauptet doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Sitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Das teilte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein am Montag in einer Presseerklärung mit, die das Portal «Vatican News» und die Tagespost Stiftung veröffentlichten. Jener Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt.

Nach Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens hatte der Trierer Bischof und kirchliche Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann den früheren Papst zur Übernahme von Verantwortung aufgefordert. Dass hier auch einem ehemaligen Papst schwere Verfehlungen vorgeworfen würden, sei für viele Gläubige kaum mehr zu fassen und zu ertragen, sagte Ackermann am Montagvormittag der Internetausgabe der Tageszeitung „Trierischer Volksfreund“ vor der Mitteilung Benedikts.

Ackermann hatte erklärt, er halte es für notwendig, „dass sich nicht nur Kardinal Marx und seine noch lebenden Vorgänger zu dem Gutachten verhalten, sondern auch der emeritierte Papst“. Welche Reaktionen sich Ackermann konkret von dem ehemaligen Pontifex erwartete, sagte er nicht.

Vor dem Trierer Bischof hatten auch mehrere andere deutsche Bischöfe den emeritierten Papst zur Übernahme von Verantwortung aufgefordert. Auch Bischöfe und ein ehemaliger Papst könnten schuldig werden, sagte etwa der Aachener Bischof Helmut Dieser. „Und in bestimmten Situationen müssen sie das auch öffentlich bekennen, nicht nur im Gebet vor Gott oder im Sakrament in der Beichte“, so Dieser, der vor seiner Aachener Zeit Weihbischof in Trier war.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sprach am Wochenende in Trier von einem „desaströsen Verhalten“.  Ausdrücklich erwähnte er in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch Benedikt XVI.

Der kirchliche Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann sagte volksfreund.de: „Das Gutachten bestätigt, was wir durch andere Gutachten und Untersuchungen schon wissen. Es erschüttert mich einmal mehr, Schwarz auf Weiß zu sehen, welches Leid Menschen in unserer Kirche erfahren haben und erfahren.“

Das vergangenen Donnerstag vorgestellte Gutachten bescheinigt mehreren Münchner Erzbischöfen und weiteren Angehörigen der Bistumsleitung Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern sowie fehlende Sorge für die Geschädigten. Die Studie erhebt in diesem Zusammenhang auch Vorwürfe gegen den früheren Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger, der von 1977 bis 1982 dem Erzbistum München-Freising vorstand.

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