Trier-Saarburg: Nirgendwo gibt es mehr Minijobs

Trier/Saarburg · Im Speckgürtel Triers hat ein Drittel der Arbeitnehmer nur einen Minijob. Mit diesem Wert belegt Trier-Saarburg den "Spitzenplatz" unter den deutschen Kreisen. Ursache dürften neben traditionellen Rollenmustern auch die ländliche Struktur und die Nähe zu Luxemburg sein.

 Die Zahl der Minijobber Ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr. Foto: Stefan Sauer /Archiv

Die Zahl der Minijobber Ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr. Foto: Stefan Sauer /Archiv

Trier/Saarburg. Der Mann arbeitet in Trier oder in Luxemburg. Die Frau ist daheim und hilft ab und an im Gasthaus aus oder jobbt im Klamottenladen. So scheinen die Rollen in der Region Trier sehr häufig verteilt zu sein. Überdurchschnittlich häufig.
Das zeigt die aktuelle Auswertung einer Datenbank der Hans-Böckler-Stiftung, die Minijob-Daten für jede Stadt und jeden Landkreis in Deutschland liefert. Minijobs sind demnach vor allem in ländlichen Regionen Westdeutschlands weit verbreitet. Im Extremfall werden vier von zehn Arbeitsplätzen an Frauen auf 400-Euro-Basis vergeben - und das zu niedrigen Stundenlöhnen.
Zu den Extremfällen zählt offenbar der Kreis Trier-Saarburg. Mehr noch: Er ist deutschlandweit die Nummer 1 unter den Landkreisen. Getoppt nur noch von der Stadt Delmenhorst bei Bremen (34 Prozent). Rings um Trier entfallen 33 Prozent aller Arbeitsplätze auf Minijobs. Bei den Frauen sind es sogar mehr als 40 Prozent. Ebenfalls hohe Werte erreichen der Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Vulkaneifelkreis mit mehr als 26 Prozent.
Die Auswertung zeigt, dass Minijobs ein ebenso westdeutsches wie weibliches Phänomen sind. Und sie zeigt ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Laut Arbeitsmarktexperten Alexander Herzog-Stein von der Hans-Böckler-Stiftung, liegt das an der auf dem Land noch traditionellen Arbeitsteilung vieler Paare. Denn dort seien Familie und Beruf meist schwieriger zu vereinbaren als in den Städten, was vor allem am unzureichenden Angebot an Kinderbetreuung liege.
Isabell Juchem, Sprecherin der Arbeitsagentur Trier, weist darauf hin, dass die hohe Zahl der nicht erfassten Luxemburgpendler die Statistik beeinflussen könnte. Allerdings geht auch sie davon aus, dass die ländlichen Strukturen und das Fehlen größerer Industriebetriebe eine wichtige Rolle für den hohen Minijobber-Anteil in der Region Trier spielen. Für viele Frauen lohne es sich einfach nicht, weit zu fahren, nur um ein paar Stunden mehr zu arbeiten.
2012 gab es in Rheinland-Pfalz 386 000 Minijobs. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht diese Entwicklung sehr kritisch. "Diese Jobs sind kein Weg zu einer Vollzeitstelle", sagt der rheinland-pfälzische DGB-Chef Dietmar Muscheid. Dass die Bundesregierung die Einkommensgrenze nun auf 450 Euro angehoben hat, hält er für den falschen Weg. "Wer sich um das Thema Altersarmut sorgt, müsste als erstes die Minijobs reformieren", sagt Muscheid. Zeigten doch Zahlen des Bundessozialministeriums, dass die Rente nach 45 Berufsjahren bei nur 182 Euro monatlich liegt - und so vielen, die heute im Minijob arbeiten, Armut droht.

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