Trier: Späte Festnahme nach einem mysteriösen Tod

Spektakuläre Wende im Fall einer vor acht Monaten tot in ihrer Trierer Wohnung aufgefundenen Studentin: Wegen Totschlag-Verdachts sitzt der ehemalige Lebensgefährte der 20-Jährigen seit dem Wochenende in Untersuchungshaft.

Trier. "Keine Anhaltspunkte für ein Tötungsdelikt. Aber es wird noch geprüft, ob Tabletten, Drogen oder Alkohol im Spiel waren." Das war vor knapp acht Monaten die letzte offizielle Äußerung des Leitenden Trierer Oberstaatsanwalts Jürgen Brauer zum Fall einer 20-jährigen Studentin. Die junge Frau war anderthalb Wochen zuvor von einer Mitbewohnerin tot in ihrem Zimmer in Trier-Nord aufgefunden worden.

Mittlerweile ist klar: Die 20-Jährige könnte wohl noch am Leben sein, hätte sich rechtzeitig ein Arzt um sie gekümmert. Schlimmer noch: Der ehemalige Freund der jungen Frau, ein 29-jähriger Student aus dem nordrhein-westfälischen Kreis Höxter, soll für ihren Tod mitverantwortlich sein. Das jedenfalls glauben die Ermittler, die den Mann am Freitag festgenommen haben. Seitdem sitzt der 29-Jährige in Untersuchungshaft - wegen Totschlag-Verdachts durch Unterlassen.

Nach Angaben des Trierer Chef-Staatsanwalts Jürgen Brauer war der Student seinerzeit seit mehr als einer Woche bei der jungen Frau zu Besuch. Nach einem Streit soll die Studentin 20 Milliliter des hochgefährlichen Lösungsmittels Gamma-Butyrolacton (GBL) in eine Flüssigkeit geträufelt und dann getrunken haben.

Beschuldigter macht keine Angaben



Das vor allem in der Techno-Szene verbreitete GBL gehörte laut Brauer dem 29-Jährigen, der das auch als "Liquid Ecstasy" bekannte Lösungsmittel regelmäßig genommen habe. "Obwohl er wusste, dass die Dosis lebensgefährlich ist, forderte er die junge Frau lediglich auf, zu erbrechen und dann ins Bett zu gehen", sagt Brauer. Weitere Rettungsmaßnahmen habe der 29-Jährige nicht unternommen. "Er ist dann weg", so der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt.

Ein Gutachten des Mainzer Instituts für Rechtsmedizin ergab: Die ins Koma gefallene 20-Jährige hätte gerettet werden können, wenn der Notarzt rechtzeitig alarmiert worden wäre. Der Grund, warum das Trierer Landgericht Haftbefehl gegen den 29-Jährigen erlassen hat. Laut Brauer hat der Student bislang keine Angaben zu dem Vorwurf gemacht. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Anklage erhoben. Bei einer Verurteilung drohen ihm maximal 15 Jahre Haft. Brauer wertete die Festnahme im Gespräch mit unserer Zeitung als "Erfolg akribischer Ermittlungsarbeit".

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