Missbrauch in der katholischen Kirche Missbrauchsvorwürfe gegen Geistlichen: Trierer Bischof Stephan Ackermann beurlaubt Eifeler Priester

Update | Trier · Die Kirche im Bistum Trier kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Nachdem ein Anwalt des Bistums vergangene Woche mit der Meldung über einen angeblich traumatisierten Bischof Stephan Ackermann für Verwirrung gesorgt hatte, wurde am Montagvormittag ein neuer Missbrauchsfall bekannt. Die Vorwürfe gibt es offenbar schon länger.

 In Reihen der katholischen Kirche im Bistum Trier gibt es einen neuen Missbrauchsfall.

In Reihen der katholischen Kirche im Bistum Trier gibt es einen neuen Missbrauchsfall.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat einen katholischen Priester nach Missbrauchsvorwürfen beurlaubt und ihm verboten, Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. Das gab die Pressestelle des Bistums am Montagvormittag bekannt. Der nach Informationen unserer Redaktion zuletzt in der Eifel eingesetzte Geistliche wurde laut Bistum zudem aufgefordert, sich von seiner Pfarreiengemeinschaft fernzuhalten und andernorts aufzuhalten.

Grund der vom Bischof angeordneten Maßnahmen sind laut Bistum Vorwürfe sexueller Übergriffigkeiten, die sich in den frühen 1990er Jahren ereignet haben sollen. Um welche Vorwürfe es konkret geht, blieb zunächst unklar. Nach Angaben der Sprecherin hatte das Bistum unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschuldigungen die Staatsanwaltschaft informiert. Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung sei bereits Ende 2021 eingeleitet worden. Dies werde jetzt fortgeführt.

Dass der Priester erst jetzt mit Strafmaßnahmen belegt wurde, ist laut Bistum auf eine Absprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Koblenz zurückzuführen. Eine Sprecher der Behörde bestätigte unserer Redaktion, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Dieses sei noch nicht abgeschlossen. Nähere Angaben machte die Koblenzer Staatsanwaltschaft zunächst nicht.

Dem Geistlichen wurde vom Bischof auch untersagt, öffentlich seinen priesterlichen Dienst auszuüben. Das Pastoralteam sowie die Gremien vor Ort wurden laut Bistum informiert; die Seelsorge sei sichergestellt.

Das Thema Missbrauch erschüttert Deutschlands ältestes Bistum seit über einem Jahrzehnt. Nach einem im vergangenen Jahr vorgestellten Zwischenbericht der unabhängigen Aufarbeitungskommission gab es im Zeitraum zwischen 1946 und 2021 mindestens 513 Opfer. Als Beschuldigte – oder auch als überführte Täter – sind 195 Personen erfasst. Nach Angaben der Kommission um den ehemaligen rheinland-pfälzischen Justizminister Gerhard Robbers ist zu erwarten, dass die Zahlen noch steigen werden.

Das Bistum Trier hat nach eigenen Angaben bis Ende vergangenen Jahres an 164 Personen rund 2,2 Millionen Euro an finanziellen Leistungen zur Anerkennung des Leids gezahlt, darüber hinaus noch rund 110.000 Euro an Therapieleistungen und Fahrtkostenerstattungen.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Schmerzensgeldklage eines traumatisierte Missbrauchsopfers für Aufsehen gesorgt, nachdem der Anwalt des Bistums in einem Gütetermin behauptet hatte, einige Vorwürfe des Opfers seien „auch für den Bischof ein Trauma“. Später sagte eine Bischofssprecherin, der Anwalt bestreite, die Aussage gemacht zu haben. Zudem sei eine solche Aussage nicht zutreffend und entspreche in ihrem Aussagegehalt weder der Haltung noch der Sprache von Bischof und Bistum.

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