Trierer Bischof entlässt erstmals Priester wegen Missbrauchs

Trier · Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat erstmals einen Priester gefeuert. Er soll sich an fünf minderjährigen Jungen vergangen haben. Der emeritierte Theologieprofessor (72) kann gegen das bischöfliche Entlassungsdekret noch vorgehen.

Es ist erst vier Monate her, da sah sich der katholische Missbrauchsbeauftragte und Trierer Bischof zu einer Klarstellung genötigt. Er habe nie von "null Toleranz gegenüber den Tätern gesprochen", sagte Stephan Ackermann, sondern von "null Toleranz gegenüber den schändlichen Verbrechen sexueller Gewalt." Nicht wenige Opfer nahmen dem 49-Jährigen diese Aussage übel.

Am Freitag sickerte nun durch, was das Bistum eigentlich erst Anfang kommender Woche verkünden wollte: Bischof Stephan Ackermann hat mit einem 72-jährigen Theologieprofessor erstmals einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen. Es ist das höchste Strafmaß, das das Kirchenrecht kennt. Der Bistumspriester verliert damit sämtliche Rechte, die mit seinem Priesteramt verbunden sind - etwa die Feier eines Gottesdienstes.
Nach Angaben des Bistums hatte sich der 1940 geborene Priester zwischen 1966 und 1980 an fünf minderjährigen Jungen vergangene, in zwei Fällen über einen längeren Zeitraum. Unter den Opfern war auch der Neffe des Priesters. Der Verwandte informierte vor zwei Jahren auch das Bistum darüber. Das Bistum wiederum schaltete die Staatsanwaltschaft ein.

Das Ermittlungsverfahren gegen den Priester wurde später eingestellt, weil die Missbrauchsfälle verjährt waren. Offenbar auch nach Kirchenrecht.

Doch der Trierer Bischof bat nach eigenen Angaben die Glaubenskongregation darum, in diesem Fall von einer Verjährung abzusehen. Damit wurde offenbar der Weg geebnet zu dem jetzt vollzogenen Rauswurf des Priesters. Der 72-Jährige kann gegen die Entscheidung bei der Glaubenskongregation in Rom noch sogenannten Rekurs einlegen, der aufschiebende Wirkung hätte.

Der Neffe des Missbrauchspriesters, sagte volksfreund.de, ihn erfülle die überraschende Nachricht mit "großer Freude und Genugtuung".

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