Trierer Bischof: Rom entscheidet im Januar

Die Spannung in Deutschlands ältestem Bistum wächst: Die Wahl eines neuen Bischofs steht nach TV-Informationen unmittelbar bevor. Spätestens im Februar dürfte das Geheimnis gelüftet sein, wer Nachfolger von Reinhard Marx wird.

 Dompropst Werner Rössel im Kapitelsaal, wo der Marx-Nachfolger gewählt wird. TV-Foto: Archiv/Rolf Seydewitz

Dompropst Werner Rössel im Kapitelsaal, wo der Marx-Nachfolger gewählt wird. TV-Foto: Archiv/Rolf Seydewitz

Trier. Giovanni Battista Re hat einen Arbeitsplatz, um den ihn sicher viele in der katholischen Kirche beneiden. Von der Dachterrasse seines Amtssitzes in Rom genießt der italienische Kardinal einen beneidenswerten Blick auf den Petersplatz und den Päpstlichen Palast schräg gegenüber.

Giovanni Battista Re hat auch einen wichtigen Job. Seit neun Jahren ist der 74-Jährige Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, jenes mit 30 hohen Kirchenmännern aus der ganzen Welt besetzten Gremiums, das bei allen Bischofsernennungen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.

Ist irgendwo ein Bischofsstuhl neu zu besetzen, landen alle Namensvorschläge auf dem Tisch des Kardinals und damit der Kongregation. Das Gremium stellt auch die Liste mit den drei potenziellen Kandidaten ("Terna") zusammen, die anschließend zum Papst geht. Benedikt XVI. kann die Terna absegnen, aber auch einen oder mehrere Namen ersetzen. Erst danach geht die Dreier-Liste an das vakante (bischoflose) Bistum, also beispielsweise nach Trier.

Dort ist dann das sogenannte Domkapitel am Zug. In Trier wählen die 14 Domkapitulare, allesamt katholische Geistliche, unter strengster Geheimhaltung aus den Terna-Vorschlägen den neuen Bischof.

Bis gestern allerdings war die päpstliche Terna noch nicht in Trier eingetroffen, erfuhr der TV aus gewöhnlich gut informierten Kreisen. Lange dauern kann es allerdings nicht mehr. Denn die ebenfalls unter strengster Geheimhaltung tagende vatikanische Bischofskongregation trifft sich im Januar ganze zwei Mal. Das erste Treffen war nach Informationen unserer Zeitung heute vor einer Woche, die zweite Sitzung ist am Donnerstag nächster Woche. Dass in einer der beiden Sitzungen der inzwischen knapp ein Jahr unbesetzte Trie rer Bischofsstuhl auf der Tagesordnung steht, halten Kirchen-Insider für "sicher". Hat die Kongregation die Dreier-Liste erst einmal erstellt, dürften kaum mehr als ein, zwei Wochen vergehen, bis der Trierer Dompropst Werner Rössel (62) den versiegelten Umschlag in der Hand hält und das Domkapitel zusammentrommelt. Dessen "Arbeitszimmer" ist der über der Sakristei im Dom gelegene Kapitel-Saal, ein schmucker, neugotischer Raum aus dem 19. Jahrhundert.

Im Saal des Domkapitels wird der neue Bischof gewählt. Marx-Nachfolger wird, wer die absolute Mehrheit der Stimmen bekommt.

Haben die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland keine politischen Bedenken gegen den Gewählten, eine reine Formsache, kann der Papst den 103. Bischof in der Geschichte von Deutschlands ältestem Bistum ernennen. "Etwa eine Woche nach der Trierer Wahl wird das der Fall sein", sagen Kenner der Materie. Heißt aber auch: Spätestens Mitte Februar, womöglich aber sogar noch in diesem Monat wird das Geheimnis gelüftet. Und auch erst dann werden die Spekulationen beendet sein, ob nun ein Weihbischof Heiner Koch (54, Köln), Franz-Josef Overbeck (44, Münster), Matthias König (49, Paderborn) oder womöglich jemand ganz anderes das Erbe des vor einem Jahr ins Erzbistum München und Freising gewechselten Reinhard Marx (55) antreten wird.

extra

Kritische Laien: "Die Leute verstehen nicht mehr, dass die Neubesetzung des Bischofsstuhls so lange dauert", sagt Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrats, des höchsten Laiengremiums der Kirche im Bistum. Thesings Hauptkritikpunkt: Im Bistum sei vieles im Umbruch. Da könne ein derart wichtiger Posten nicht ein Jahr lang unbesetzt bleiben. Thesing: "Ein Unternehmen könnte sich das nicht leisten" . (sey)

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