Trierer Bischof Stephan Ackermann will neue Missbrauchsstudie

Trier · Der kirchliche Missbrauchsbeauftragte und Trierer Bischof Stephan Ackermann hält ungeachtet der gekündigten Pfeiffer-Studie an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas fest. Es gebe bereits Angebote für einen Neustart des Projekts.

Der Termin im Generalvikariat stand schon seit Wochen fest. Dass aber derart viele Journalisten zur Pressekonferenz des Trierer Bischofs erscheinen würden, entschied sich erst in der vergangenen Woche. Da wurde bekannt, dass die deutschen Bischöfe eine von ihnen beim Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen in Auftrag gegebene Studie vorzeitig gekündigt haben - aus Verärgerung über den Institutsleiter Professor Christian Pfeiffer. Das Verhältnis sei zerrüttet, hieß es zur Begründung.
Tat die Bischofskonferenz bislang so, als sei die Kündigung nicht weiter schlimm, weil das Projekt ja weitergeführt werde, gab ihr Missbrauchsbeauftragter Stephan Ackermann gestern zu: "Es bedeutet für uns alle einen herben Rückschlag in unseren Bemühungen um die Aufarbeitung und Prävention sowie eine erneuerte Vertrauenswürdigkeit." Neueste Umfrageergebnisse geben dem Trierer Bischof recht. Laut einer Forsa-Umfrage für die Zeit-Beilage Christ & Welt zweifelt eine große Mehrheit der Deutschen am Aufklärungswillen der katholischen Kirche beim Thema Missbrauch. Nur 17 Prozent sind der Ansicht, dass die Kirche Missbrauchsfälle, an denen Priester beteiligt waren, wirklich aufarbeiten will.
Eine Hiobsbotschaft für den obersten kirchlichen Missbrauchsbeauftragten, der aber in seinen Bemühungen nicht lockerlassen will. "Das sind wir den Betroffenen schuldig", sagte Ackermann.
So hielten die Bischöfe weiter an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester fest. Es gebe bereits eine Reihe von Meldungen und Angeboten, sagte Ackermann, der allerdings keine weiteren Details nennen wollte. Auch ob sich alle 27 deutschen Bistümer weiter an der Studie beteiligen, ließ Ackermann offen. Er werde sich dieses Mal auch nicht unter Zeitdruck setzen lassen.
Das eigentliche Thema der gestrigen Pressekonferenz war die Abschaltung der Missbrauchs-Hotline Ende vergangenen Jahres. In den knapp drei Jahren gab es demnach rund 8500 Beratungsgespräche und 500 Beratungen übers Internet. Zuletzt habe es kaum noch Anfragen gegeben. So wurde auch die Abschaltung der im Bistum Trier für ganz Deutschland angesiedelten Hotline begründet.

Für den Chefaufklärer wird es langsam ernst
Schmerzhafter Spagat

Der Missbrauch und das bischöfliche Geheimarchiv

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort