Wetter Extreme Trockenheit im Sommer: Warum der Regen oft weniger bringt als gehofft

Trier · Der Sommer 2022 ist von einer außergewöhnlichen Dürre geprägt. Forscher wissen, dass es in Europa ein langfristiges Problem gibt. Dabei geht es nicht nur um die Menge an Regen, die vom Himmel fällt.

Trier: Weiher und Flüsse wie Sauer und Ruwer trocknen aus wegen Dürre
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Trierer Weiher leiden unter Dürre

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Foto: Andreas Sommer

„Die Natur hat das gebraucht.“ Viele kennen diesen Spruch im Zusammenhang mit einem heftigen Regenguss im Hochsommer. Ein einziger Schauer nach zwei Wochen Trockenheit ist für die Natur jedoch eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ein genauer Blick auf die wissenschaftlichen Fakten zeigt: Nur ein Drittel des Regenwassers wird während Dürreperioden überhaupt vom Boden aufgenommen und zu Grundwasser. Je stärker und kürzer der Regen, desto weniger sickert ein. Der Rest läuft oberflächlich ab, mehr oder weniger unkontrolliert. Die Folge sind sinkende Grundwasserpegel und ausgetrocknete Bodenschichten.

Trockene Böden nehmen weniger Wasser auf

Wissenschaftler warnen seit Jahren vor sinkenden Grundwasserspiegeln, die sich seit der Trockenheit 2018 bis heute nicht erholt haben. Die für viele Pflanzen wichtige Schicht 25 Zentimeter unter der Erde bleibt mancherorts über Monate im Jahr dauerhaft trocken.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung liefert täglich in seinem Dürremonitor flächendeckende Informationen zur Bodenfeuchte in Deutschland. Dieser Monitor zeigte für den August 2022 dramatische Bilder. Weite Teile Deutschlands, auch in der Region Trier, wiesen bis zu einer Tiefe von 1,80 Metern „außergewöhnliche Dürre“ auf, die höchste Stufe der Trockenheit. Besonders die Schicht bis 25 Zentimeter, welche für die meisten Pflanzen lebenswichtig ist, war demnach in nahezu allen deutschen Regionen am „Welkpunkt“, also der völligen Trockenheit, angekommen.

Trockenheit in Deutschland nicht nur im Sommer

Wie das Umweltbundesamt meldet, hatten im Jahr 2022 manche Regionen bereits im Januar zu wenige Niederschläge. Kurz darauf begann die Trockenheit dann mit dem vierttrockensten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in ganz Deutschland Fuß zu fassen. Im Nordosten des Landes fiel im März sogar überhaupt kein messbarer Niederschlag. Wenn Regen in diesem Sommer runterkam, dann meist als Starkregen, der vom Boden nur teilweise aufgenommen wurde. Seit Anfang Juli befinden sich nahezu alle deutschen Gebiete laut Umweltbundesamt bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern in extremem Trockenstress.

Verdunstung wichtiger als fehlender Regen

Nicht nur der ausbleibende Regen und die fehlende Aufnahmekapazität der Oberfläche haben verheerende Folgen für die Wassermenge im Boden. Forscher der Eidgenössichen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich warnen seit Jahren vor den Gefahren zu hoher Verdunstung. Laut der Schweizer Forscherin Sonia Seneviratne sei der Wasserverlust durch Verdunstung in Europa der entscheidende Faktor für Dürren. Im Juni 2022 hätten die Verdunstungswerte laut Seneviratne mit bis zu 140 Litern Wasserverlust pro Quadratmeter neue Höchstwerte erreicht. "Das ist der höchste Wert, den wir je gemessen haben", sagte Seneviratne der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), schlimmer als im Jahrhundertsommer 2003.

NASA: Europa mit weltweit größtem Wasserverlust durch Verdunstung

Seit 20 Jahren überwachen Satelliten der NASA im sogenannten „Grace“-Programm die weltweiten Wasserstände. Dabei wird durch minimale Schwankungen der Erdanziehungskraft auf die unterirdischen Wassermassen geschlossen, damit zuverlässige Übersichten und Prognosen zu Grundwasserpegeln, Fluten und Dürren getroffen werden können. Die Beobachtung der NASA-Forscher: Keine andere Region verliert weltweit so viel Wasser durch Verdunstung wie Europa.

Extreme Wetterereignisse in Deutschland nehmen zu

Hitzewellen haben laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung in den letzten 40 Jahren immer weiter zugenommen. Extreme, wie lang anhaltende Dürren und Flutereignisse, hätten in Europa drei- bis viermal schneller zugenommen, als in den USA oder Kanada. Auch Veränderungen in den Luftströmungen, den sogenannten Jetstreams in 10 Kilometern Höhe, seien dafür verantwortlich. Auch in der Region Trier ist der Studie zufolge in Zukunft mit immer härteren Hitzewellen und Starkregenereignissen zu rechnen.

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