Kriminalität Trotz Festnahmen von Eifeler Panzerknackern: Geldautomatensprenger in diesem Jahr auf Rekordkurs

Trier · In diesem Jahr wurden schon etliche Geldautomatensprenger festgenommen. Trotzdem boomt die Branche der Panzerknacker. Gibt es dafür Gründe?

 Wenn Panzerknacker einen Geldautomaten in die Luft jagen, ist auch der zusätzlich angerichtete Sachschaden häufig groß.

Wenn Panzerknacker einen Geldautomaten in die Luft jagen, ist auch der zusätzlich angerichtete Sachschaden häufig groß.

Foto: dpa/René Priebe

Ein so rascher Ermittlungserfolg gelingt den Fahndern selten: Bereits kurz nach den Attacken auf zwei Geldautomaten in der Eifel hat die belgische Polizei am Sonntag zwei Verdächtige in Eupen festgenommen. Ein Fluchtversuch der beiden 24-jährigen Niederländer schlug nach einer Meldung belgischer Medien fehl. Das Duo soll wenige Stunden zuvor einen Geldautomaten in Ulmen (Kreis Cochem-Zell) in die Luft gejagt haben. Bei der Sprengung wurde auch das Gebäude des Geldinstituts beschädigt.

Eine knappe Stunde zuvor war eine Sprengung im gut 40 Kilometer von Ulmen entfernten Kruft (Kreis Mayen-Koblenz) fehlgeschlagen. Die Täter waren in beiden Fällen mit einem dunklen Auto und hohem Tempo in Richtung Autobahn geflüchtet. Nicht die einzigen Angriffe auf Geldautomaten in dieser Nacht. Auch in Kirn bei Bad Kreuznach wurde von unbekannten Tätern ein Automat gesprengt.

19 Attacken auf Geldautomaten in 2022

Attacken auf Geldautomaten: Sprengungen in der Region Trier (Fotos)
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An diesen Orten sprengten Kriminelle Geldautomaten in die Luft (oder scheiterten)

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Foto: Agentur Siko

Ungeachtet des jüngsten Ermittlungserfolgs steigt die Zahl der Geldautomatensprengungen in Rheinland-Pfalz stark an. In diesem Jahr wurden bereits 19 Attacken auf Geldautomaten registriert, davon allein drei in der Region Trier. Im gesamten Vorjahr gab es in Rheinland-Pfalz gerade einmal 23 Fälle. Bei etwa der Hälfte aller Sprengungen suchten die Täter wieder unverrichteter Dinge das Weite.

Allein der von den Tätern in diesem Jahr angerichtete Sachschaden wird auf über drei Millionen Euro geschätzt. Das geht aus einer unserer Redaktion vorliegenden Antwort des Mainzer Innenministeriums auf eine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Lammert hervor. Wie viel Geld dabei insgesamt erbeutet wurde, ist nicht bekannt. Nach einer Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) wurden bei Geldautomatensprengungen im vorletzten Jahr über 17 Millionen Euro erbeutet. Legt man die in der Statistik genannten 158 vollendeten Diebstähle zugrunde, bedeutet dies pro erfolgreicher Sprengung immerhin einen durchschnittlichen Erlös von 108.000 Euro.

Die Ermittler gehen davon aus, dass viele der Attacken auf das Konto einer mehrere Hundert Mann starken Szene marokkanischer Einwanderer in den Niederlanden gehen. Weil in den Niederlanden die Zahl der Automaten in den zurückliegenden Jahren stark reduziert wurde, orientierten sich die Täter vermehrt ins benachbarte Ausland.

Warum die Geldautomatensprenger auf feste Explosivstoffe setzen

Während bis vor einiger Zeit meist ein Gasgemisch in die Automaten geleitet und dann gezündet wurde, setzen die Täter inzwischen vermehrt auf feste Explosivstoffe. Die Ermittler führen das darauf zurück, dass viele Geldautomatenbetreiber mittlerweile Gasneutralisationssysteme einsetzten, die Sprengungen nach der konventionellen Methode vereiteln. Stattdessen wird nun fünfmal häufiger mit teils selbst gebasteltem Sprengstoff hantiert als zuvor.

Bei der Fahndung nach den Tätern gibt es immer wieder Ermittlungserfolge wie der am vergangenen Sonntag: Wie aus der Antwort des Mainzer Innenministeriums auf die CDU-Anfrage hervorgeht, wurden in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz bereits fünf Tatverdächtige ermittelt – ohne die jetzt in Eupen festgenommenen Männer: drei Niederländer, ein Marokkaner und ein Ukrainer. Laut Innenministerium wurden seit Anfang vergangenen Jahres in Rheinland-Pfalz insgesamt 14 Panzerknacker verurteilt

Die Festnahmen am Sonntag dokumentieren, dass die Zusammenarbeit zwischen deutschen und benachbarten ausländischen Polizeidienststellen mittlerweile reibungslos zu funktionieren scheint. Nach einem Bericht der Tageszeitung Grenzecho wurde die belgische Polizei um 4 Uhr von den deutschen Kollegen über die Panzerknacker informiert. Die in einem schwarzen Audi geflüchteten Kriminellen wurden schließlich in der Eupener Unterstadt durch eine Polizeisperre mit Nagelkette gestoppt. Das Duo soll nach Angaben des zuständigen Staatsanwalts schon in den nächsten Tagen an Deutschland ausgeliefert werden.

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