Trotz steigender Schülerzahlen streicht Land über 300 Lehrerstellen

Mainz · Droht den Zwergschulen in Rheinland-Pfalz das Aus? Das Bildungsministerium muss sparen – und hinterfragt den Sinn der Schulen. Opposition und Lehrerverbände warnen vor den Folgen.

Neun Erstklässer gibt es an der Grundschule in Neroth (Vulkaneifel). Nach den neuen Vorgaben des Landes könnte das künftig zu wenig sein. Denn Zwergschulen droht mittelfristig das Aus. Eine solche Schule ist auch die Grundschule in Schöndorf (Trier-Saarburg). Insgesamt werden dort nur 15 Schüler unterrichtet.

Auch in Preist (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gibt es eine solche Zwergschule. Die neun Erstklässler werden dort gemeinsam mit den Zweitklässlern unterrichtet. Weil das Land sparen muss, sollen in den nächsten vier Jahren auch 310 der insgesamt 35.000 Lehrerstellen eingespart werden, als "Effekt struktureller Veränderungen", wie das rheinland-pfälzische Bildungsministerium verkündet. Das wiederum heißt nichts anderes, als dass Schulen geschlossen werden sollen. Grundschulen und Realschulen plus, an denen sich zu wenig Schüler anmelden.

Allerdings gehen die Schülerzahlen derzeit gar nicht zurück. Sie steigen sogar. Mit 34.280 liegt die Zahl der Erstklässler im Land in diesem Jahr um 365 höher als im vergangenen Schuljahr. Auch in der Region gibt es unter anderem aufgrund von Flüchtlingskindern steigende Schülerzahlen. Um darauf zu reagieren, hat das Land im Sommer 270 zusätzliche Lehrer eingestellt, und zwar an den Schulen, an denen es aufgrund steigender Schülerzahlen Engpässe gegeben hat. Dort wo es notwendig ist, würden auch künftig zusätzliche Lehrer eingestellt, verkündete Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Im Bildungsausschuss des Landtags verteidigte sie gestern den geplanten Stellenabbau. Entlassungen gebe es nicht. Lehrer, die in den Ruhestand gehen, könnten in einigen Fällen nicht ersetzt werden. Die Unterrichtsversorgung werde nicht leiden. Aber: Bei kleinen Schulen müsse man sich die Frage stellen, "ob es Sinn macht, diese weiterzuführen".
Opposition und Lehrerverbände warnen vor den Folgen, Schulen dicht zu machen. Anke Beilstein (CDU) fürchtet, der ländliche Raum werde unattraktiv für junge Familien. Die Lehrergewerkschaft VBE sagt, die Regierung verabschiede sich von ihrem Credo "Kurze Beine, kurze Wege".Mehr zum Thema

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