Trotz Zunahme der Kriminalität spricht Polizeipräsident Schömann von einer sicheren Region

Trier · Es hat zwar im vergangenen Jahr in der Region mehr Kriminalität gegeben. Trotzdem sei es nicht gefährlicher geworden, hier zu leben, sagt der Trierer Polizeipräsident Lothar Schömann.

Es ist ein Satz, den der Polizeipräsident jedes Jahr bei der Vorstellung der Kriminalstatistik sagt: "Wir leben in einer sicheren Region." Doch angesichts der auf den ersten Blick steigenden Zahl der Straftaten (von 38.497 auf 41.870) fällt es zunächst schwer, dieser Aussage von Lothar Schömann zu glauben. Und wenn er dann noch die vorgelegte Statistik eine "Fiktion der Verbrechenswirklichkeit" nennt, die eben nur die gemeldeten Straftaten aufliste, könnte man den Eindruck gewinnen: Die Region zwischen Hunsrück, Mosel und Eifel ist längst kein Hort der Friedlichkeit mehr.

Doch Statistiker bemühen dann gern relative Zahlen, um die absoluten etwas zu entkräften. So auch in der regionalen Kriminalitätsstatistik .

Rekordverdächtige Quote

Da ist einmal die Aufklärungsquote, also der Anteil der Straftaten, die von der Polizei aufgeklärt worden sind. Die liegt mit 71,6 Prozent im Bereich des Trierer Polizeipräsidiums rekordverdächtig hoch - auf den ersten Blick. Und dann werden noch die sogenannten Häufigkeitszahlen aufgeführt. Das ist die Zahl der bekanntgewordenen Straftaten auf 100.000 Einwohner. In der Region waren das 6777 (im Jahr davor lag diese Zahl bei 6257). Eine enorme Steigerung dieser Häufigkeitszahl ist jedoch in der Stadt Trier zu erkennen, von 15.091 auf 16.474 je 100.000 Einwohner. Und damit kommen die Polizeistatistiker zu einer weiteren Besonderheit des Zahlenwerks. Dieses enthält nämlich auch Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, Straftaten, die nur von illegal einreisenden Flüchtlingen begangen werden können .

Rechnet man diese besondere Form der Ausländerkriminalität heraus, dann reduziert sich die Häufigkeitszahl in Trier nämlich auf 8980 (Region: 5307). Die Zahl der Straftaten wiederum ist dann 2015 nur auf 32.788 gestiegen - gegenüber 31.761 im Jahr 2014. Allerdings sinkt dann auch die Aufklärungsquote auf 63,8 Prozent und liegt noch über der Landesquote von 60,9 Prozent. Das heißt: Jede dritte Straftat in der Region wird nicht aufgeklärt.

Weniger Schwerkriminalität

Noch deutlich geringer ist die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen. Gerade mal 16,5 Prozent aller 859 Einbrüche und Einbruchsversuche sind im vergangenen Jahr trotz der Arbeit einer neunköpfigen Ermittlungsgruppe aufgeklärt worden.

Schaut man sich detailliert die Statistik an, erkennt man aber auch, dass es in der Tat wenig Schwerkriminalität in der Region gibt. Bei den sogenannten Straftaten gegen das Leben, also Mord und Totschlag, hat es im vorigen Jahr zehn Fälle (einen weniger als 2014) gegeben, acht davon konnten aufgeklärt werden. Der spektakulärste war die Ermordung der 16-jährigen Laura-Marie in Trier-Nord durch einen 24-jährigen Nachbarn.

Insgesamt ist die Gewaltkriminalität (dazu gehören neben Mord und Totschlag auch Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung und Geiselnahme) in der Region rückläufig. 978 Fälle sind registriert, 836 davon aufgeklärt worden. Zugenommen hat die Zahl der Körperverletzungen (von 3607 auf 3795). Zurückgegangen ist die Zahl der registrierten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (etwa sexuelle Nötigung) - von 412 auf 401. Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz im vorigen Jahr 273.491 Straftaten festgestellt, ein Plus 3,4 Prozent. Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg landesweit sogar um 22,4 Prozent auf 7125.

"Jetzt wissen wir, warum die von Frau Dreyer geführte rot-grüne Regierung die Kriminalstatistik erst nach der Landtagswahl vorgelegt hat", kommentierte der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Matthias Lammert, die Zahlen, die Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag, zeitgleich zu Schömann in Trier, vorlegte. Lammert spricht von "eklatanten Mängeln in der von Innenminister Lewentz zu verantwortenden Sicherheitsarchitektur".

Aloysisus Söhngen, Verbandsbürgermeister in Prüm und Chef des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebunds, fordert eine Entlastung der Polizei bei bürokratischen Aufgaben. Als Beispiel nennt er Halterfeststellungen bei geringfügigen Tempoverstößen. Söhngen: "Wir brauchen ein Bündnis für mehr Sicherheit - einen Pakt, in dem Land, Kommunen und Gesellschaft zusammenarbeiten."

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