Etappe 12 TV-Wanderwochen: Der Weg ist das Ziel auf dem Eifelsteig (Video und Fotos)

Manderscheid/Großlittgen · Burgen, Wälder, wilde Bäche und ein Kloster – unterwegs auf dem Eifelsteig.

Etappe 12: TV-Wanderwochen: Der Weg ist das Ziel auf dem Eifelsteig (Video und Fotos)
Foto: Mechthild Schneiders

Ich gebe zu, ich bin voreingenommen. Ich bin Eifelfan. Und als solcher viel in der Region unterwegs. Nun also der Eifelsteig, Etappe 12 von Manderscheid bis Kloster Himmerod (Kreis Bernkastel-Wittlich).

Der Anfang ist bekannt. Denn auf rund zwölf Kilometern folgt die Strecke dem Lieserpfad, mein liebster - was sag ich - der "weltschönste" Wanderweg, wie ihn Moderator und Autor Manuel Andrack mal nannte. Bis dahin eher ein Geheimtipp, lockt er - spätestens seit er 2008 Teil des Eifelsteigs ist - Wanderer aus ganz Deutschland an. Was nicht nur ich zu spüren kriege.

Warum dieser Weg es mir angetan hat? Da ist zum einen dieser Trampelpfad, keinen halben Meter breit. Da sind diese steinigen Passagen, die Trittsicherheit und festes Schuhwerk erfordern. Die steilen Steigungen, die an die Kondition gehen. Die Brücken über Abgründe und Bäche. Diese herrlichen Ausblicke. Und nicht zuletzt die Natur: Über mir bilden Baumwipfel ein grünes Dach, unten plätschert der Bach. Karte, GPS? Unnötig. Der Eifelsteig ist ausgezeichnet. Nicht nur an Wegkreuzungen, alle paar hundert Meter ist das quadratische Schild in Grün (Wald), Blau (Maar), Gelb (Weg) zu sehen - neben all den anderen Wegweisern. Denn Manderscheid ist ein Wanderparadies.

Los geht's an der Sparkasse in der Grafenstraße, vorbei am Kurhaus bis zum Stadtrand. Der eigentliche Wanderweg beginnt in einer Spitzkehre. Links reichen Bäume bis an den Weg. Rechts öffnet sich der Blick ins Liesertal. Dünne Nebelschwaden liegen wie ein Schleier über dem Fluss. Der Blick zurück lohnt. Zwei Burgruinen thronen auf den schroffen Schieferfelsen. Einst waren sie Schauplatz einer mittelalterlichen Fehde: Gehörte doch die Oberburg zum Lehen der Trierer Erzbischöfe, während auf der Niederburg die Herren zu Manderscheid, Vögte der Abtei Echternach in Luxemburg, lebten. Was die zwei Burgen eint: Beide wurden im 2. Jahrhundert errichtet und ab dem 17. Jahrhundert von Franzosen zerstört. Einmal im Jahr kehrt das Mittelalter zurück: Am vierten Wochenende im August kämpfen beim Burgenfest Ritter um die Gunst der Burgfräuleins.

Auch der Weg hat Geschichte. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts legt der 1869 gegründete Heimatund Verschönerungsverein Spazierwege und Ruheplätze an. 1896 wird Manderscheid in dem Buch "The Volcanic Eifel" als "Perle der Eifel" bezeichnet.

Stimmen werden laut. Wanderer gehen vorbei. Nicht alle, die sich in Manderscheid auf den Weg machen, wollen bis Himmerod. Rolf Frotz, Klaus Krisor, Marianne und Rudolf Pantenburg wandern einen kurzen Abschnitt auf der Strecke. Sie gehen weiter ins Tal der Kleinen Kyll. Auch Johann Burgstall hat anderes vor: "Ich gehe den Grafschaftsweg", sagt der Dudeldorfer. "Wandern ist meine Lieblingsbeschäftigung an Sonnund Feiertagen. Der Weg hier ist sehr schön", schwärmt er, "dazu die einzigartige Naturlandschaft." Die Sonnenstrahlen malen goldene Flecken auf den Weg, die Felsen, den Waldboden. Kilometerlang hangelt sich der Pfad entlang der steilen Felswände; links geht's schier senkrecht den Abhang hinunter. Der Pfad ist hier in den Stein gehauen, Holzstege überbrücken Abgründe: Hier verdient der Eifel"steig" seinen Namen.

Am Philosopheneck hat es sich Zhi Jiang Wong gemütlich gemacht. Den großen Rucksack auf den Tisch gelegt, genießt er bei Butterbrot und Wasser die Aussicht über das Liesertal. Seit sechs Tagen ist er unterwegs. "Ich bin in Blankenheim losgegangen", sagt der Student aus Aachen. Und er hat noch einiges vor sich: drei Etappen bis Trier. "Ich habe nach der Klausurphase frei, bis das neue Semester beginnt. Das hier ist das absolute Kontrastprogramm." Ob er öfter mehrtägige Wandertouren macht? "Das ist die erste längere Strecke, die ich alleine gehe." Alleine? Nein. Unterwegs trifft er auf Wanderer, die ihn ein Stück weit begleiten, oder auf "alte" Bekannte, die er von vorigen Abschnitten kennt.

Dort, wo die Kleine Kyll mündet, macht die Lieser einen Bogen. Der Wanderer geht über eine Holzbrü- cke und nimmt die Abkürzung, geradewegs den Berg hoch. Schwer trägt Wong an seinem Gepäck, schier unendlich ist diese Steigung. Unendlich lang, unendlich steil.

Wer glaubt, zu Fuß sei der Weg sehr anspruchsvoll, hat die Strecke noch nicht mit dem Rad zurückgelegt. "Der Eifelsteig ist klasse", sagt Christoph Limberg, genau das Richtige für Mountainbiker wie ihn. Allerdings seien Weg und Schiefersteine aufgrund der Nässe sehr rutschig. So sehr, dass selbst erprobte Biker wie seine vierköpfige Gruppe aus Dortmund, Münster und Schwerte absteigen und schieben. "Wir fahren gerne solche anspruchsvollen Strecken."

Anspruchsvoll wird auch der Abstieg die Serpentinen hinunter zurück zur Lieser. Hinter der KarlKaufmann-Brücke wird der Weg breiter. Laub raschelt unter den Sohlen. Das Laufen geht schier automatisch. Fast wie von selbst setzt sich Fuß vor Fuß. Die Gedanken schweifen umher, heben ab. Dazu die gleichmäßigen Schritte - fast wie Meditation.

Nach rund zwölf Kilometern verlässt der Eifelsteig das Liesertal, folgt dem Ilgenbach. Sanft steigt der breite Weg an. Plötzlich lichtet sich der Wald, der Blick schweift weit über die Eifelhöhe. Links duckt sich Groß- littgen in eine Senke. Am Waldrand entlang geht es weiter, durch Obstbaumhaine, durch einen Wald ins Salmtal. Und dann ist die Klosterkirche Himmerod sichtbar. Mehr als 18 Kilometer haben Wong und ich hinter uns - den letzten Teil der Strecke legen wir gemeinsam zurück.

Das Kloster Himmerod wurde 1134 von Bernhard von Clairvaux als erste Zisterzienserabtei in Deutschland gegründet. Jetzt, nach mehr als 880 Jahren, ist Schluss. Das Kloster wird aufgelöst, die fünf Patres und Brüder sollen in andere Klöster ihres Ordens ziehen. Einer von ihnen ist Bruder Oliver. Er sitzt auf einer Bank unter einem Apfelbaum, Kinder spielen um ihn herum. Besuch ist er gewöhnt: "Hierher kommen viele Wanderer", sagt er. "Wir sind Etappenziel. Wir haben viele Gäste, die hier übernachten." Auch Wong wird hier über Nacht bleiben. Morgen wird er weiterwandern auf dem Eifelsteig - die nächste Etappe angehen.Einkehren, ausruhen, nicht verpassen

Etappe 12: TV-Wanderwochen: Der Weg ist das Ziel auf dem Eifelsteig (Video und Fotos)
Foto: Mechthild Schneiders
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Foto: Mechthild Schneiders
Etappe 12: TV-Wanderwochen: Der Weg ist das Ziel auf dem Eifelsteig (Video und Fotos)
Foto: Mechthild Schneiders


Einkehren: Da kein Restaurant direkt am Wegesrand liegt, sollten Wanderer ein Picknick einpacken. In Großlittgen liegen das Gasthaus Zum Eck und das Landhotel Littcher Hof, in Himmerod Klostergaststätte und Klostercafé.

Ausruhen: Gleich zu Beginn der Strecke locken Schmitthütte, Weifelsjunk, Roberts- und Pellenzkanzel zum Rasten und mit herrlichem Ausblick - viel zu früh. Der perfekte Platz für die Brotzeit ist am Philosopheneck.

Nicht verpassen: Mausloch - klingt unspektakulär. Doch der mit einem Abstecher erreichbare 30 Meter lange Stollen soll bereits zur Zeit der Römer gegraben worden sein, um Wasser von der Lieser auf die höher gelegenen Wiesen zu leiten.

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