Archiv Über 500 Euro für die Klassenfahrt nach Rom

Trier · Das Saarland hat Schluss gemacht mit teuren Schulfahrten. Eine Fahrt darf nicht mehr als 100 Euro pro Schüler und Schuljahr kosten. Rheinland-Pfalz sieht keinen Bedarf, eine solche Obergrenze festzulegen.

Trier. Eltern schulpflichtiger Kinder kennen das: Jetzt zu Beginn des Schuljahres werden zumeist die Klassenfahrten geplant. Da geht es in der achten oder neunten Klasse vielleicht schon mal fünf Tage nach London oder zum Segeln an die Nordsee. Und das ist oft kein billiger Spaß für die Eltern. Schnell werden mal über 300 Euro für so einen Trip fällig. In der Zehnten müssen auch schon mal über 500 Euro hingeblättert werden für Fahrten nach Rom oder Barcelona. Und es gibt Gymnasien in der Region, in denen der Schulelternbeirat erlaubt hat, dass in den Oberstufenklassen 11 bis 13 Fahrten bis zu 1200 Euro kosten dürfen. "Das ist übertrieben. Wer soll sich das denn leisten?", sagt Reiner Schladweiler. Er ist Regionalelternsprecher und berichtet, dass Kosten für Klassenfahrten immer wieder ein Thema bei Elternabenden seien.
Das Saarland hat ab diesem Schuljahr Schluss gemacht mit teuren Schulfahrten. "Für ein- und mehrtägige Schulfahrten dürfen je Klassenstufe beziehungsweise je Jahr der schulischen Ausbildung höchstens 100 Euro je Schülerin oder Schüler veranschlagt werden", heißt es in dem seit einigen Tagen geltenden Schulfahrtenerlass. Mit den 100 Euro müssen alle Kosten auch für An- und Abfahrt abgedeckt sein. Es ist aber ausdrücklich erlaubt, das Geld quasi anzusparen, also etwa nur alle zwei oder drei Jahre eine Klassenfahrt zu machen und dann entsprechend teurer. Zudem sind in den Klassenstufen 3 bis 6 nur noch Fahrten im Saarland und im Grenzgebiet erlaubt. In der Vergangenheit habe man festgestellt, dass Schulausflüge immer teurer würden, sagte Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) im Saarländischen Rundfunk. Nicht alle Eltern könnten sich die Reisen leisten.Kein Modell für Rheinland-Pfalz


In Rheinland-Pfalz soll es eine solche Vorgabe nicht geben. Eine Änderung der seit 2007 geltenden Richtlinien für Schulfahrten sei nicht geplant, sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums unserer Zeitung.
Obergrenzen für die Kosten von Schulfahrten sind in den Richtlinien nicht festgelegt. Allerdings sei vorgeschrieben, dass Schulfahrten "wirtschaftlich" sein müssten und darauf zu achten sei, "dass niemand aus finanziellen Gründen von der Teilnahme ausgeschlossen ist", so die Ministeriumssprecherin. Außerdem heißt es in den Richtlinien: "Klassen- und Kursfahrten sollen grundsätzlich im Inland durchgeführt werden." In "begründeten Ausnahmefällen" könne eine Fahrt auch ins Ausland gehen, "insbesondere, wenn die Klassenfahrt im Rahmen von Partnerschaften, zur Pflege der Zusammenarbeit benachbarter Regionen oder in Verbindung mit besonderen Sportangeboten, zum Beispiel einem Ski-Kurs, durchgeführt wird". Bislang gebe es "von keiner am Schulleben beteiligten Seite" den Wunsch nach Obergrenzen, heißt es aus dem Ministerium.
Bestätigt wird das vom Lehrerverband VBE. Vorgaben wie im Saarland halte man nicht für sinnvoll, sagt VBE-Landesgeschäftsführer Hjalmar Brandt. Ihm jedenfalls sei nicht bekannt, dass Klassenfahrten aus Geldmangel nicht stattgefunden "oder aber große Summen verschlungen hätten".
Auch Elternsprecher Schladweiler ist gegen eine Regelung wie im Saarland. Er appelliert aber an die jeweiligen Schulelternbeiräte, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, gemeinsam mit der Schule festzulegen, wie teuer Schulfahrten grundsätzlich sein dürfen. Dabei sollten sie mit Augenmaß vorgehen und auch die Zusammensetzung der jeweiligen Elternschaft (Schladweiler: "Nicht jeder ist Arzt.") im Blick haben. In den unteren Klassen der weiterführenden Schulen sollte eine Fahrt nicht teurer als 130 Euro sein, die Abschlussfahrt in der Zehnten soll maximal 360 Euro kosten, sagt Schladweiler.

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