Über eine Million Impfdosen landet auf dem Sondermüll

Trier · Das Land Rheinland-Pfalz muss zehn Millionen Euro vernichten. So viel sind die 1,3 Millionen nicht verwendeten Dosen des Schweinegrippe-Impfstoffes wert. Dessen Haltbarkeit läuft nun aus.

Trier. Hätte sich fast jeder zweite Rheinland-Pfälzer gegen die Schweinegrippe impfen lassen, wären alle 1,7 Millionen Impfdosen aufgebraucht worden. Letztlich griffen aber nur 5,6 Prozent der Bevölkerung zu. Daher bleibt das Land auf 1,3 Millionen Impfdosen sitzen.
Landesweit waren 15 308 Menschen an dem Virus erkrankt, in der Region waren es 1530.
Zwei Jahre ist der eigens angefertigte Impfstoff haltbar, spätestens im November ist das Verfallsdatum erreicht. Dann müssen die an einem zentralen Ort gelagerten Impfdosen vernichtet werden - bundesweit etwa 29 Millionen Stück. Wert: 245 Millionen Euro. Allein die in Rheinland-Pfalz nicht verwendeten Impfdosen sind zehn Millionen Euro wert. Die Krankenkassen haben nur den verwendeten Impfstoff bezahlt, für die restlichen Kosten mussten die Länder aufkommen. "Der Bund hat die Länder im Regen stehen lassen", kritisiert Beate Fasbender, Sprecherin des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums.
Als vor zwei Jahren vor einer weltweiten Epidemie mit dem Schweinegrippeerreger gewarnt wurde, bestellten die Bundesländer zunächst 50 Millionen Impfdosen. Als Ziel wurde ausgegeben, ein Drittel der Bevölkerung zu impfen. Dabei gingen die Experten noch davon aus, dass eine Zweifachimpfung für jede Person notwendig ist. Nachdem der Impfstoff bestellt worden war, wurden dann die Impfempfehlungen geändert: Statt einer Zweifachimpfung wurde eine Einfachimpfung empfohlen. Statt 50 Millionen wurden daraufhin nur 34 Millionen Dosen des Impfstoffes angefordert. Rheinland-Pfalz orderte 1,7 Millionen Dosen.
Bereits vor zwei Jahren hatten die Bundesländer gefordert, der Bund müsse sich an den Kosten beteiligen. Dieser verweist dar-auf, dass die Länder für die Bestellung von Impfstoffen zuständig sind. Die Konferenz der Ländergesundheitsminister hat Ende Juni beschlossen, dass künftig der Bund für die Beschaffung dieser Arzneimittel zuständig ist. Vorerst bleiben die Länder auf ihren Kosten sitzen. Eine Arbeitsgruppe bereitet nun die Vernichtung des Impfstoffes vor. Was das kostet, kann die Ministeriumssprecherin nicht sagen.

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