Umstritten: Der Führerschein "danach"

TRIER. Immer häufiger sterben junge Menschen im Straßenverkehr, die über mangelnde Erfahrung verfügen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Doch Polizei, Politik, Fahrlehrerverbände und Sachverständigen-Organisationen wissen: Es ist an der Zeit, zu handeln.

Den ersehnten "Lappen" endlich in der Tasche zu haben, ist für viele Jugendliche längst zum Statussymbol geworden. Wer ein Auto fahren darf, gilt endgültig als erwachsen, ist kein Kind mehr. Das Problem ist nur: Wer fahren darf, der kann es noch lange nicht. Denn Fehler, auf die bisher der begleitende Fahrlehrer aufmerksam gemacht hat, müssen nun allein erkannt werden. Und die jungen Fahrer müssen allein darauf reagieren. 45 Millionen Autos waren im vergangenen Jahr auf Deutschlands Straßen zugelassen - Lastwagen, Omnibusse, Motorräder nicht eingerechnet. Kein Wunder, dass "Novizen" in diesem gigantischen Blech-Dschungel den Überblick verlieren und oft schwer wiegende Unfälle produzieren. Polizei-Hauptkommissar Alois Junk vom Polizei-Präsidium Trier nennt Zahlen für den Bereich Mosel-Eifel-Hunsrück, die erschreckend sind: 15 Tote im Jahr 2002, allein acht in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres, die zwischen 18 und 24 Jahren alt sind. Dazu fast 200 von 800 Schwerverletzten im gleichen Alter. "Diese Fakten zeigen, dass jugendliche Autofahrer besonders gefährdet sind", sagt Junk. Doch was ist zu tun? Ein erster Schritt in die richtige Richtung soll nun die so genannte "zweite Fahrausbildungsphase" werden, an der junge Leute teilnehmen können, die noch nicht lange im Besitz des Führerscheins sind. Diese Ausbildung enthält in einem Zeitraum von zwei bis acht Wochen drei Gruppentreffen von jeweils 90 Minuten mit speziell dafür geschulten Fahrlehrern. Zudem beinhaltet sie eine einstündige Übungsfahrt und ein Fahrsicherheitstraining. In der Theorie gut, aber im Ansatz leider fehlerhaft, meint der Fahrlehrerverband Rheinland dazu. Dessen zweiter Vorsitzender Peter Grünwald (Vallendar) sagt, dass "wir Gewehr bei Fuß dafür stehen, genügend trainierte Fahrlehrer und Instruktoren für feste und mobile Trainingseinrichtungen haben, das ganze aber leider nur freiwillig ist und zudem Geld kostet". Hier liegt nach Meinung der Fahrlehrer das Kernproblem. In Rheinland-Pfalz kostet ein solcher "Nachhilfe-Unterricht" 260 Euro, das Land gibt eine Gutschrift von 30 Euro hinzu. "Ich habe meine Zweifel, ob viele junge Leute ihr Geld in ein solches Projekt investieren, so nötig es für die meisten auch wäre", sagt Grünwald, der eine gesetzliche Grundlage für ein solches "Auffrischen und Weiterbilden" als notwendig ansieht. Quasi als "Belohnung" für die weitere Schulung wird bei Fahranfängern die Probezeit von zwei Jahren halbiert.Belohnung: Kürzere Probezeit

Gleichwohl, wer sich auf diese Art und Weise für den "ganz normalen Wahnsinn Verkehr" als junger Mensch wappnen will, der kann dies in der Region Trier in jeder Fahrschule seiner Wahl tun. "Die Interessenten werden von der jeweiligen Fahrschule aufgenommen, ihre Daten zum Verband nach Koblenz geschickt, und wir koordinieren dies auf schnellstem Wege mit Kollegen, die dieses Projekt betreuen", sagt Grünwald. "Niemandem wird zugemutet, zu weit zu einer bestimmten Fahrschule oder einem Sicherheits-Training fahren zu müssen", sagt Grünwald. Notfalls kommt der Fahrlehrerverband mit einer mobilen Einrichtung auch zu interessierten Führerschein-Neulingen. Eine weitere Gefahr, die in diesem Fall von den Jugendlichen selbst ausgeht, sehen Prüf-Ingenieure wie Hans-Georg Marmit, Sprecher der bundesweiten Kraftfahrzeug-Sachverständigen-Organisation KÜS: "Viele junge Leute neigen dazu, aus Geltungsbedürfnis heraus Veränderungen an ihrem Fahrzeug vorzunehmen. Aber breitere Reifen, ein tiefer gelegtes Fahrwerk oder Spoiler gehören in die Hände eines Fachbetriebs. Ich warne ausdrücklich davor, selbst Hand am Fahrzeug anzulegen." Ein Prüf-Ingenieur sollt sich jedes "getunte" Fahrzeug ansehen, meint Marmit. "Das ist keine Geldmacherei, sondern dient allein der Sicherheit der Fahrzeuginsassen."

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