Risse von Weidetieren Umweltministerium will Schutz vor Wolfsangriffen vereinfachen
Mainz · Immer wieder kommt es zu Tierrissen, obwohl die Zahl der sesshaften Wölfe in Rheinland-Pfalz sinkt. Das Umweltministerium will Weidetierhaltern den Schutz vor Angriffen deshalb erleichtern. Eine Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht lehnt das Ministerium aber als irreführende Symbolik ab.
Seit 2012 streift der Wolf wieder durch Rheinland-Pfalz. Von der Ampelregierung ist das erwünscht. Weidetierhalter vor allem im Norden sind allerdings weniger begeistert von der Rückkehr des Tieres. Auf einem Wolfsgipfel im vergangenen Jahr hatten Betroffene deshalb gefordert, den Bestand zu begrenzen und das Schießen der Tiere zu erlauben. Das derzeitige Vorgehen des Landes passe nicht mehr zur Entwicklung der sich rasch ausbreitenden Wolfspopulation und der auftretenden Schadensmeldungen, sagte damals der Freie-Wähler Abgeordnete und Initiator des Gipfels, Stephan Wefelscheid.
Wie viele Wölfe und Risse gibt es im Land?
Wie viele Wölfe genau in Rheinland-Pfalz leben, ist nicht bekannt. Viele Tiere durchstreifen das Land nur zeitweise. Immer wieder werden auch in der Region Trier Wölfe gesichtet. Zuletzt Ende Februar im Landkreis Bernkastel-Kues. Einzig das Leuscheider Rudel an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gilt als sesshaft. Die Zahl der dauerhaft in Rheinland-Pfalz lebenden Tiere ist allerdings auf maximal fünf gesunken, wie das Umweltministerium auf TV-Anfrage mitteilte. Im vergangenen Jahr waren es noch 13 Tiere. 2022 waren laut offizieller Statistik insgesamt 60 Nutztiere von Wolfsübergriffen betroffen.
Ministerium lehnt Aufnahme ins Jagdrecht ab
Nach einem Runden Tisch des rheinland-pfälzischem Umweltministeriums und Verbänden wird der Wunsch einiger Tierhalter nach mehr Kontrolle nicht erfüllt werden. Die irreführende Diskussion um die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht werde nicht aufgegriffen, sagte Umweltstaatssekretär Manz am Mittwoch in Mainz. Dies wäre nur eine symbolische Entscheidung, weil der Wolf weiterhin als geschützte Art nach EU-Recht gelten würde. Nach Ansicht des Umweltministeriums könnten Wölfe auch dadurch nicht leichter abgeschossen werden. In Mainz ist man der Ansicht, dass es „genügend Handlungsspielraum“ gibt, um verhaltensauffällige Tiere - sogenannte Problemwölfe - zu erlegen.
Land setzt weiter auf Prävention
„Wir lassen die Schäferinnen und Schäfer aber nicht allein“, sagte Manz. Deshalb will das Land die Prävention vor Wolfsangriffen in bestimmten Gebieten vereinfachen. Bislang musste sich ein Wolf dauerhaft in einer Region aufhalten, damit es Fördergelder für Weidetierhalter gibt, um etwa Elektro-Schutzzäune zu errichten. Als sesshaft galten die Tiere in einer Region, wenn sie sechs Monate lang in einem Gebiet nachgewiesen werden konnten. Künftig soll das schon nach drei Monaten möglich sein. „Das soll das Konfliktpotenzial weiter reduzieren und die Herden vor dem Wolf und den Wolf vor dem Menschen schützen“, sagte Manz. Im Juli will das Ministerium den neuen Wolfsmanagementplan, der den Umgang mit den Tieren im Land regelt, veröffentlichen.
Das sind die Fördergebiete für Tierhalter
Als Präventionsgebiete gelten seit Ende Mai 2018 der Westerwald, seit 2019 die Verbandsgemeinden Prüm, Gerolstein und Adenau als Pufferzone, seit November 2020 die Westeifel und seit März 2021 der Taunus. In diesen Gebieten hat das Land nach Angaben des Umweltministeriums bis Ende 2022 Förderungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro ausgezahlt. 600 Anträge insbesondere für elektronische Schutzzäune waren von Tierhaltern gestellt worden.