Uni wird zum Wissenschafts-Betrieb

MAINZ/TRIER. Die größte Hochschule des Landes in Mainz wird 2005 aus dem Landeshaushalt ausgegliedert und finanziell selbstverantwortlich. Ein großer Vorteil: Eingesparte Gelder bleiben an der Universität.

Rund 100 000 Euro sparte die Johannes Gutenberg-Universität im August in den Semesterferien, weil sie die Reinigung von Fluren und Toiletten einschränkte. Künftig, so weiß Verwaltungschef Götz Scholz, darf er dieses Geld komplett behalten und in Forschung und Lehre stecken.Umstellung kostet rund eine Million Euro

Mehr Freiheiten, mehr Flexibilität und mehr Selbstverantwortung bringe der neue Globalhaushalt, mit dem er ab 2005 wirtschaften könne, so der Uni-Kanzler. Die Mainzer Universität mit ihren 36 000 Studenten hat als erste die Chance des neuen Hochschulgesetzes genutzt, den Wechsel vom staatswirtschaftlichen zum kaufmännischen Rechnungswesen eingeleitet und damit die Voraussetzung geschaffen, ein festes Budget autonom verteilen zu können. Rund 200 Millionen Euro überweist das Land im kommenden Jahr und sichert damit den überwiegenden Teil des Wirtschaftsplanes von insgesamt 260 Millionen Euro, der noch Bundes- und Drittmittel sowie Bafög-Gelder einschließt. Die Umstellung auf neues Rechnungswesen und Globalhaushalt kostet nicht nur jede Menge Arbeit, sondern auch mindestens eine Million Euro, schätzt Scholz. Doch der Aufwand lohnt sich, ist er sicher. Die Uni kann die Gelder flexibel einsetzen und ist nicht mehr an Dutzende von Haushaltstiteln gebunden. Eingesparte Mittel verbleiben auch über den Jahreswechsel komplett im Hochschulbereich und wandern nicht zu einem Viertel in die Kasse des Finanzministers. Interessant wird zudem, sich nach Einnahmemöglichkeiten auf dem Campus umzusehen. Ob riesige Werbeplakate an der Uni-Bibliothek, die Vermietung von Gebäuden oder das Ausrichten von Veranstaltungen: Vieles, was die Auslastung verbessert und Geld in die Kasse bringt, wird noch interessanter. Wirtschaftlich gesehen kann die Hochschule wie ein Unternehmen agieren. Mit dem großen Schritt in die Finanzautonomie bleibt Mainz im Land in absehbarer Zeit aber allein, so ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. An der Universität Trier ist nach Angaben des geschäftsführenden Kanzlers Klaus Hembach nicht an einen "sehr aufwändigen" Systemwechsel gedacht. Für mittlere und kleine Hochschulen wird das Ganze zum Rechenexempel. Aus Hembachs Sicht wurden bereits vom Land viele Lockerungen im Haushaltsrecht eingeräumt, auch wenn er sich noch mehr Freiräume wünscht. Doch für einen Globalhaushalt das Rechnungswesen komplett umzustellen, kommt ihm vor, als schieße man mit Kanonen auf Spatzen. Vom Globalhaushalt sei Trier auch mit dem alten Systems gar nicht so weit weg, sagt Hembach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort