Gesundheit Erst zur Uni, dann Menschen pflegen

Trier · An der Trierer Universität können Pfleger bald den Bachelor und den Master machen. Aber: Warum sollte man überhaupt studieren, statt eine Ausbildung zu machen?

 Zum Wohl der Patienten. Sie freuen sich, dass es in Trier und Ludwigshafen bald neue Pflege-Studiengänge gibt: Heike Spaderna, Professorin für Gesundheitspsychologie, Wissenschaftsminister Konrad Wolf, Uni-Präsident Michael Jäckel, die Studierenden Anna Koch und Lena Pitsch, Margit Haas, Professorin für Pflegewissenschaft sowie Peter Mudra, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (von links).

Zum Wohl der Patienten. Sie freuen sich, dass es in Trier und Ludwigshafen bald neue Pflege-Studiengänge gibt: Heike Spaderna, Professorin für Gesundheitspsychologie, Wissenschaftsminister Konrad Wolf, Uni-Präsident Michael Jäckel, die Studierenden Anna Koch und Lena Pitsch, Margit Haas, Professorin für Pflegewissenschaft sowie Peter Mudra, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (von links).

Foto: TV/Katharina de Mos

Im rosa Nachthemd liegt die Puppe im Bett und blickt die beiden Nachwuchspflegerinnen mit einem hoffnungsvollen Lächeln an. Die jungen Frauen sollen an der Plastik-patientin anlässlich einer Pressekonferenz vor etwa 30 Zuschauern demonstrieren, was sie in ihrem dualen Studiengang  „Klinische Pflege“ an der Universität Trier gelernt haben. Nach einer freundlichen Begrüßung inspiziert eine der jungen Frauen den Mund der Puppe, dessen Schleimhaut offenbar zu trocken ist. Die Krankenschwestern entscheiden sich, mit einem in Tee getränkten Tupfer Abhilfe zu schaffen, die Lippen einzucremen und die Ohrspeicheldrüsen zu massieren.

Alles Dinge, die sie theoretisch an der Universität und praktisch in einem Krankenhaus gelernt haben. In einem Studiengang, der bald durch einen anderen, breiter angelegten Bachelor-Studiengang ersetzt wird, der ebenfalls „Klinische Pflege“ heißt.

So dankbar Uni-Präsident Michael Jäckel auch für fünf neue Professuren ist („das kriegt man nicht alle Tage“) – weder er noch Monika Serwas, die das Bildungszentrum der Barmherzigen Brüder leitet, machen ein Geheimnis daraus, dass es ihnen ganz recht gewesen wäre, wenn alles beim Alten bliebe. Seit vier Jahren arbeiten Universität und Krankenhäuser bei der Ausbildung von Pflegern zusammen. „Das läuft gut und hat sich bewährt“, sagt Serwas.

Dass der duale Studiengang zum kommenden Wintersemester dennoch abgeschafft wird, hat rechtliche Gründe. Das Gesetz zur Reform der Pflegeberufe verlangt, dass Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege künftig nicht getrennt, sondern zusammen gelehrt werden. Und so soll der neue Studiengang in 2100 Stunden Theorie und 2300 Stunden Praxis die gesamte Lebensspanne von der Geburt bis zur palliativen Versorgung abdecken. Da müsse man die Verbindung zwischen Theorie und Praxis komplett neu koordinieren, sagt Jäckel, der fürchtet, dass „die Akquise Studierender unter den neuen Bedingungen eine Herausforderung wird“. Zumal bisher nicht geplant ist, die jungen Leute für ihre Arbeit zu bezahlen.

Aber: Warum sollte man Pflege überhaupt studieren, wenn es doch so einfach ist, einen guten Ausbildungsplatz zu finden? Übt man hinterher wirklich einen anderen Beruf aus? Und kriegt man dafür auch mehr Geld?

Heike Spaderna, Trierer Professorin für Gesundheitspsychologie, nickt: „Auf jeden Fall.“ Die Studierenden würden so qualifiziert, dass sie über den Tellerrand der täglichen Arbeit hinausblicken und konzeptionell denken könnten. Wissenschaftsminister Konrad Wolf betont, einer der Gründe für die Studiengänge sei auch, wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst schnell in den Pflegeprozess zu integrieren Zudem gebe es große gesellschaftliche und technologische Veränderungen, an die sich auch die Ausbildung anpassen müsse. „Wir schaffen Studiengänge, die notwendig sind, damit neue Berufsbilder entstehen können“, sagt Wolf. Und diese neuen Fachkräfte würden auch besser bezahlt. Aussagen, die Serwas aus der Praxis bestätigt. „Tätigkeiten werden immer komplexer. Patienten sind immer kürzer im Krankenhaus. Die Dynamik ist hoch.“ Für bestimmte Aufgaben brauche man da studierte Kräfte: übergeordnetes Planen, Schulen oder Anleiten von Angehörigen.

Aktuell lockt das Studienangebot je Semester rund 25 junge Menschen in ein von der Uni gemietetes Gebäude im Wissenschaftspark. Künftig sollen es doppelt so viele sein, die in Praxis und Theorie lernen, wie sie Babys, Kranken oder Alten am besten helfen – mit Tupfer und Fachwissen.

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