US-Streitkräfte planen gigantische Klinik in der Pfalz

Für Rheinland-Pfalz könnte es eines der größten Bauprojekte aller Zeiten werden: Die US-Armee will eine gigantische Klinik in der Westpfalz errichten. Noch geben sich offizielle Stellen zurückhaltend. Aber die Vorplanungen laufen bereits auf Hochtouren.

Weilerbach. Ein Bauvorhaben der Superlative: Die US-Streitkräfte wollen in der Westpfalz einen riesigen Klinik-Komplex errichten. Investitionssumme: etwa 750 Millionen Euro. Dazu kommen noch einmal 170 Millionen Euro Planungskosten, wie das Bundesbauministerium erklärte. Die hochmoderne Klinik wird so zum aktuell größten Bauprojekt der Amerikaner in Europa. Ein Milliarden-Vorhaben, das ins ganze Land ausstrahlen wird.

Nötig wird der Neubau, weil das Landstuhl Regional Medical Center (LRMC), mit knapp 3000 Mitarbeitern das größte US-Krankenhaus außerhalb Amerikas, in einem Zustand ist, indem sich eine millionenteure Sanierung nicht mehr lohnt. Der Komplex soll bis 2018 geschlossen werden. Zugleich wollen die US-Streitkräfte einen Neubau, der ähnlich nah an der US Airbase Ramstein liegt. Ramstein ist seit Jahren die wichtigste europäische Drehscheibe für den Lufttransport von US-Truppen. Dort werden US-Soldaten in Europa versorgt, aber auch Verwundete aus dem Irak oder Afghanistan. Ihre neue Klinik wollen die USA nun auf dem Gelände des Ex-Munitionsdepots Weilerbach bauen. Dieses reicht direkt an die Basis in Ramstein heran. Vor Ort erzählt man, dass dort auch schon Pershing-Atomraketen stationiert waren.

Gebäude schon 2016 schlüsselfertig?



Wenn alles glatt geht, könnten die ersten Soldaten bereits 2016 oder 2017 in der Einrichtung auf dem OP-Tisch liegen. Ganz in trockenen Tüchern ist der Klinikbau aber noch nicht. Die Nato wird konsultiert. Doch vor allem muss der US-Kongress Anfang 2011 final entscheiden.

Und bis dahin hat es in den Vereinigten Staaten Kongresswahlen gegeben, bei denen die regierenden Demokraten unter US-Präsident Barack Obama durchaus eine Schlappe einstecken könnten. Die US-Militärs gehen aber selbst in diesem Fall davon aus, dass die Klinik errichtet wird, heißt es von verschiedenen Seiten. Der Grund: Alternativen fehlen. Die Amerikaner haben bereits 30 Millionen Dollar (21,6 Millionen Euro) für die Planung bewilligt und zum Teil schon investiert. Das Projekt wird ein wichtiger Baustein im Gesundheits- und Sanitätswesen des US-Militärs mit insgesamt 133 000 Mitarbeitern. Die Streitkräfte betreiben Hunderte von Kliniken und Gesundheitszentren auf der Welt. In den nächsten Jahren sollen neben der Klinik in der Westpfalz drei weitere, ähnlich konzipierte Hospitäler hochgezogen werden, so Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) gegenüber anderen Medien. Bruch hat sich in den USA ein Bild gemacht.

Mit den Klinik-Neubauten betreten die US-Streitkräfte Neuland, wie aus internen Dokumenten hervorgeht. "Wir schaffen eine neue Generation militärischer Gesundheitseinrichtungen", heißt es in dem Papier. Das Besondere: Neben einem Klinikbereich für Schwerverwundete und modernster medizinischer Technik verfügen diese Krankenhäuser, also auch das in der Westpfalz, über großzügige Abteilungen für die medizinische Rehabilitation. Wenn die Soldaten zurück nach Amerika gehen, sollen sie so weit wie möglich genesen sein.

Im Mainzer Finanzministerium, das auch für Baufragen zuständig ist, wartet man derzeit ab, bis eine Projektvereinbarung zwischen der deutschen und der US-Seite geschlossen ist. Eine derartige Übereinkunft wird bei besonders großen und komplizierten Bauvorhaben erarbeitet. Auftragnehmer für das Riesenprojekt ist der Bund, federführend das Bundesbauministerium. "Ein erster Entwurf liegt der US-Seite vor", heißt es aus Berlin.

Ist alles in trockenen Tüchern, läuft die praktische Abwicklung über das rheinland-pfälzische Finanzministerium. Das bedeutet vor allem für den Landesbetrieb LBB, einen Immobilien- und Baudienstleister, viel Arbeit. Je nach Auftragszuschnitt muss zusätzliches Personal eingestellt werden. Eine erste Ausschreibung gab es wohl schon. Die Planungskosten tragen US-Regierung (45 Millionen Euro) und der Bund (125 Millionen). Der Mainzer Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) könnte zum Landeskoordinator für das Projekt werden.

In der Westpfalz laufen derweil die Vorbereitungen auch ohne Plazet aus Berlin bereits auf Hochtouren. Die 54 000 Soldaten, Zivilbeschäftigte und Familienangehörige der Militärgemeinde Kaiserslautern verfügen über eine enorme Wirtschaftskraft. Dessen ist sich auch die SPD- Landesregierung in Mainz bewusst.

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