VdK-Chef tritt zurück: Der „Sonnenkönig“ hat seine Strahlkraft verloren

Mainz/Trier · Ein gutes Jahr nach seiner Wiederwahl ist der umstrittene VdK-Landesvorsitzende Andreas Peifer vorzeitig zurückgetreten. Seinen Abgang nutzte der 56-Jährige zu einer Abrechnung mit seinen Kritikern.

Wer sich auf der Internetseite des rheinland-pfälzischen VdKs die Zusammensetzung des Vorstands anschaut, wird dort eine Position aufgeführt sehen, die mit N.N. gekennzeichnet und somit noch nicht besetzt ist. Es ist der Posten des Ehrenvorsitzenden. Andreas Peifer, keine Frage, wäre für diesen Vorstandsposten der geborene Mann gewesen. Vielleicht in knapp drei Jahren, wenn seine jetzige Amtszeit als VdK-Landesvorsitzender regulär zu Ende gegangen wäre und der 59-Jährige nicht noch eine weitere drangehängt hätte.

Abrechnung mit den Kritikern

Hätte, wäre, wenn - Seit gestern ist Andreas Peifer kein VdK-Landesvorsitzender mehr. Was volksfreund.de bereits am Donnerstag exklusiv vermeldet hatte, wurde um Punkt 10 Uhr morgens am Freitag amtlich. Peifer trat mit sofortiger Wirkung zurück.

Im siebten Stock der VdK-Geschäftsstelle in der Mainzer Kaiserstraße erläuterte der 56-Jährige vor den zahlreich erschienenen Journalisten die Hintergründe, nachdem er zuvor auch die hauptamtlichen Mitarbeiter informiert hatte. Es wurde eine Generalabrechnung mit seinen Kritikern, die sich in den vergangenen Monaten mit immer neuen Vorwürfen zu Wort gemeldet hatten. Zuletzt war sogar davon die Rede, dass sich der seit 2000 amtierende Landesvorsitzende persönlich bereichert habe.

"Mal wurde ich als Kontrollfreak hingestellt, dessen Lieblingsbeschäftigung Mobben ist", sagte Peifer, "dann als Krimineller, der sich selbst ein Gehalt genehmigt hat. Dann wurde ich als Sonnenkönig, Diktator und Führer bezeichnet." Um Sachlichkeit sei es seinen Kritikern schon lange nicht mehr gegangen, sagte der Vorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung. "Meine Gegner werden alles tun, damit ich aufgebe. Und dafür werden sie jedes Mittel einsetzen." Selbst einen anonymen Drohbrief ("Wenn Sie das Haus verlassen, schauen Sie immer rückwärts.") habe er bereits in der Post gefunden.

Auf die angeblichen Fehltritte und Versäumnisse, die ihm seine Kritiker vorwerfen, geht Peifer nur am Rande ein. "Dass ich auch Fehler gemacht habe, habe ich doch schon auf dem letzten Landesverbandstag eingeräumt", sagt er unserer Zeitung.

Allein der nach wenigen Monaten wieder eingestellte Fahrdienst VdKmobil soll dem Verband ein Minus von über zwei Millionen Euro beschert haben. Auch das verbandseigene Hotel und das erst 2011 gegründete Unternehmen Institut für Barrierefreiheit und Leitsysteme (IBL), das Bauträger beraten soll, schreibt rote Zahlen, heißt es.

"Die Verluste sind schmerzhaft, aber verkraftbar", sagt der Trierer VdK-Vorsitzende Werner Faber. Der Landesverband stehe deshalb nicht vor dem finanziellen Kollaps. Faber äußerte Respekt vor der Rücktrittsentscheidung Peifers. "Damit hat er weiteren Schaden vom VdK abgewendet." Vorwürfe, wonach der langjährige Vorsitzende sich bereichert habe, müssten erst von den zuständigen Gremien geprüft werden, fordert Faber. "Ich persönlich glaube das nicht."

Der Bernkastel-Zeller VdK-Vorsitzende und Peifer-Kritiker Karl-Heinz Künster begrüßte den Rücktritt des Verbandschefs. Zuletzt hätten sich immer mehr Kreis- und Ortsverbände den Kontrahenten angeschlossen.
Andreas Peifer ist seit gestern zwar kein Vorsitzender mehr. Doch dem VdK will er treu bleiben, auch wenn noch ein von den Kritikern initiiertes Ausschlussverfahren gegen ihn läuft. "Ich bleibe VdK-Mitglied, bis mich der große Meister da oben abberuft."

Meinung


Ein überfälliger Rücktritt

In einem Punkt hat der langjährige Sozialverbandschef Andreas Peifer recht: Der Führungsstreit um seine Person ließ sich in der Tat nicht mehr friedlich regeln. Der Rücktritt des 56-Jährigen war unausweichlich. Und er war überfällig.

Keine Frage: Andreas Peifer hat seine Verdienste. Er hat wesentlich dazu beigetragen, aus dem ehemaligen Verband der Kriegsbeschädigten einen modernen Sozialverband zu machen, der sich für jene einsetzt, die nicht auf der Sonnenseite leben. Die unter seiner Ägide stark gestiegenen Mitgliederzahlen sprechen da Bände.

Aber unter Peifers Regentschaft wurden auch viele Hunderttausend Euro versenkt, Mitarbeiter und Mitglieder vergrault. Wer sich einer solch großen Zahl an verbandsinternen Kontrahenten und Kritikern gegenübersieht, wie zuletzt der VdK-Landesvorsitzende, der muss die Reißleine ziehen und gehen, wenn ihm wirklich etwas an der Zukunft des Vereins liegt. Weil Andreas Peifer die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt hat, wird es nun schwer, die verbandsinternen Gräben zu schließen. Eine Hypothek für Peifers Nachfolge, die nun auch die antiquierte Verbandsstruktur und sämtliche VdK-Aktivitäten auf den Prüfstand stellen sollten.

r.seydewitz@volksfreund.de

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