Verdächtigungen, Misstrauen und falsche Nachrichten
Der Streit in der rheinland-pfälzischen Linkspartei geht weiter. Gestern wurde gegen ein ehemaliges Vorstandsmitglied ein Strafbefehl wegen einer gefälschten E-Mail verhängt.
Bernkastel-Kues. Die Sache wäre bei anderen Parteien wahrscheinlich intern geregelt worden. Nicht so bei den Linken. Sie ziehen wegen einer gefälschten E-Mail vor Gericht und tragen dort ihren seit Monaten schwelenden Richtungsstreit aus. Es geht um eine zwei Jahre zurückliegende Mitgliederversammlung des Bernkastel-Wittlicher Kreisverbands der damals noch nicht mit der PDS fusionierten Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) am 7. Juni 2006 im Wittlicher Stadtteil Wengerohr. Die damalige stellvertretende WASG-Landesvorsitzende Margot Gudd, ehemaliges SPD-Mitglied, sprach an dem Abend über die zu gründende neue Linkspartei. Mittags, kurz nach zwölf Uhr, erreichte die Mitglieder des Kreisverbands eine Mail, dass "wegen Erkrankung der Referentin" das Treffen abgesagt werde: "Ein neuer Termin wird in Kürze bekannt gegeben." Unterzeichnet war die Mail von Bernhard Hilgers, dem damaligen stellvertretenden WASG-Kreisvorsitzenden.Attacke gegen frühere Vize-Chefin?
Allerdings hatte dieser die Nachricht gar nicht verschickt. Hilgers erstattete Anzeige. Als Absender wurde Parteimitglied Hans-Werner Jung aus Lieser (Bernkastel-Wittlich) ermittelt, der auch angeklagt wurde. Jung gilt als Unterstützer des jetzigen Landeschefs der Linken und damaligen WASG-Vorsitzenden Alexander Ulrich aus Kaiserslautern. Ulrich soll Gudd aus dem WASG-Vorstand gemobbt haben, behaupten die Gegner des Gewerkschaftsfunktionärs. Nachdem Gudd den Vorstandsposten hingeschmissen hatte, wurde Jung ihr Nachfolger. Kritiker von Jung und Ulrich vermuten daher hinter der gefälschten E-Mail eine Attacke gegen Gudd und die PDS-Mitglieder innerhalb der WASG. Hilgers unterstützte damals auch den ehemaligen PDS-Landesvorsitzenden Albert Schtschepik aus Trier, als dieser Ulrich als neuen Chef der zu den Linken fusionierten WASG und PDS im Land verhindern wollte. Gestern trafen sich nun Hilgers und Jung vor dem Amtsgericht in Bernkastel-Kues, wo gegen den Lieserer verhandelt werden sollte. Doch dazu kam es nicht. Jung akzeptierte einen Strafbefehl und die Zahlung eines Ordnungsgeldes. Für Hilgers ein "klares Schuldeingeständnis". Allerdings wohl noch kein Ende im parteiinternen Streit bei den Linken im Land.