Verkauf des Flughafens Hahn: Ende der Hängepartie?

Mainz · Der endgültige Verkauf des Hunsrück-Flughafens an die chinesische HNA könnte in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Unklar ist aber, ob zusätzliche Flüge kommen werden.

Wird der Flughafen Hahn in dieser Woche endgültig chinesisch? Im rheinland-pfälzischen Innenministerium scheint man jedenfalls guter Dinge zu sein, den im März geschlossenen Kaufvertrag für die Anteile des Landes (82,5 Prozent) an dem finanziell angeschlagenen Hunsrück-Flughafen mit dem chinesischen Konsortium HNA in den kommenden Tagen abzuschließen.

Zur Ratifizierung des Kaufvertrages fehlt noch die Zustimmung der EU-Kommission zu vom Land zugesagten Beihilfen für den neuen Käufer. Bis zu 75 Millionen Euro sollen bis 2024 von Rheinland-Pfalz auf den Hahn fließen. HNA machte von Anfang deutlich, dass ohne diese Beihilfen der defizitäre Flughafen nicht überlebensfähig sei. HNA-Sprecher Christoph Goetzmann sieht im Hahn einen Sanierungsfall und spricht von einem Sanierungsstau von 50 bis 70 Millionen Euro.

Allerdings erlaubt die EU nur noch bis 2024 solche Subventionen. Grundsätzlich muss die EU-Kommission den Beihilfen zustimmen. Im Innenministerium geht man aber von einer zeitnahen, positiven Entscheidung aus. "Nach den der EU-Kommission übermittelten Informationen und Auskünften haben wir derzeit keinen Anhaltspunkt für eine Ablehnung", sagte Ministeriumssprecher Joachim Winkler unserer Zeitung. Im Interesse des Flughafens und der Mitarbeiter sei ein zeitnaher Vollzug des Vertrags wünschenswert.

Bis Herbst müsse der Kaufvertrag vollzogen sein, sagte Winkler. Anders als beim im vergangenen Jahr geplatzten Verkauf der rheinland-pfälzischen Hahn-Anteile an das nicht existierende chinesische Unternehmen SYT hat HNA laut dem Ministeriumssprecher bereits vor Vertragsabschluss den Kaufpreis in Höhe von rund 15 Millionen Euro auf einem Notarkonto eingezahlt. Innerhalb einer Woche könnte das Geld freigegeben und in der Landeskasse verbucht werden.

Was mit den restlichen Anteilen, die das Land Hessen hält, geschieht, ist weiter unklar. Ein Verkauf an die pfälzische Gesellschaft ADC war zuvor gescheitert. Bereits bevor HNA offiziell das Sagen den Hahn übernimmt, hat Anfang Juli der Präsident der Flughafen-Gruppe (dem Unternehmen gehören mehrere Flughäfen), Hexin Wang, die Geschäftsführung im Hunsrück übernommen. Zweifel an der Seriosität von HNA werden im Ministerium vom Tisch gewischt. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für Zweifel am Vertragspartner HNA", sagt Winkler. Der chinesische Konzern wird immer wieder wegen seiner undurchsichtigen Struktur und seiner Staatsnähe kritisiert. Zudem gibt es Spekulationen über Milliarden-Schulden. Die Europäische Zentralbank hat darüberhinaus ein Kontrollverfahren gegen HNA eingeleitet, um die Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens, das knapp zehn Prozent an der Deutschen Bank hält, zu überprüfen.

Unklar ist derzeit auch noch, ob die von Goetzmann angekündigten zusätzlichen Fracht- und Passagierflüge für den Hahn tatsächlich kommen werden. Der HNA-Sprecher sagte, dass im Herbst die zu dem Unternehmen gehörende Flughafengesellschaft Yangtze River Express, die seit Juli Suparna heißt, in den Hunsrück zurückkehren wird. Vor zwei Jahren hatte der Frachtflieger den Hahn Richtung München verlassen und damit zu einem deutlichen Rückgang des Frachtaufkommens auf dem ehemaligen Frachtflughafen beigetragen. Eine Flughafensprecherin teilte auf Anfrage mit, dass derzeit kein Vertrag mit Yangtze River Express bestehe. "Unser Vertriebsteam steht in Kontakt zu Frachtkunden weltweit, natürlich auch zu Kunden aus China", sagte sie.

Ob, wie angekündigt rechtzeitig zum Marx-Jahr Passagierflüge aus China zum Hahn gehen, steht auch noch nicht fest. Das hängt von frei werdenden Flugfrequenzen ab, also den Abständen, in denen chinesische Fluggesellschaften vorher festgelegte Flughäfen anfliegen dürfen.

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