Verkehrsexperten fordern niedrigere Promillegrenze für Radfahrer

Alkoholisierte Radfahrer gelten erst mit 1,6 Promille im Blut als absolut fahruntüchtig. Der Grenzwert sei viel zu hoch, sagen Kritiker. Doch die zuständigen Politiker haben es mit einer Gesetzesänderung offenbar nicht eilig.

Wer sich eine Alkoholkonzentration von 1,6 Promille antrinken will, muss ordentlich zulangen. Nach Berechnungen rheinland-pfälzischer Rechtsmediziner kann ein 80 Kilogramm schwerer Erwachsener dafür etwa drei Liter Bier oder anderthalb Liter Wein trinken. "Mit 1,6 Promille im Blut dürften schon viele Probleme haben, ihr Fahrradschloss zu öffnen", meint der ehemalige Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig. Als Präsident der Verkehrswacht fordert SPD-Mann Bodewig, den Grenzwert für Radfahrer deutlich herabzusetzen.

Eine Forderung, die auch vom Eifeler CDU-Bundestagsabgeordneten Patrick Schnieder oder dem Vorsitzenden des regionalen Fahrrradclubs ADFC, Fabian Bauer, geteilt wird. Eine Herabsetzung auf 1,1 Promille und damit eine Gleichstellung mit (fahruntüchtigen) Autofahrern sei sinnvoll, sagt Bauer.

Doch die Aussichten, dass sich in diesem Punkt rasch etwas bewegt, sind gering. Im Herbst vergangenen Jahres konnten sich die Länderverkehrsminister nicht auf eine neue Promillegrenze für Radfahrer einigen. Die Ergebnisse eines in Auftrag gegebenen Gutachtens stünden noch aus, sagte gestern ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Verkehrsministers Roger Lewentz unserer Zeitung. Man warte ab, "überdurchschnittliche Auffälligkeiten" seien bei diesem Thema aber von der Polizei bislang nicht festgestellt worden. "Das ist nicht unser Hauptproblem", sagt auch Monika Peters vom Trierer Polizeipräsidium. Von den im vergangenen Jahr 289 regionalen Unfällen mit Radfahrer-Beteiligung seien "nur" in elf Fällen die Radler alkoholisiert gewesen.

Ab einem Alkoholpegel von 0,3 Promille muss auch ein Radfahrer mit einem Ermittlungsverfahren rechnen, wenn er in einen Unfall verwickelt ist, sagen Experten. Theoretisch kann also auch ein Radfahrer schon mit deutlich weniger Alkohol im Blut seinen Führerschein verlieren.

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