Entschädigung Verkehrsopferhilfe: Mehr als acht Millionen Euro für die Opfer der Amokfahrt

Trier · So können Betroffene finanzielle Unterstützung bei der Verkehrsopferhilfe beantragen. Hier gibt es die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Hilfen.

 Nach der Amokfahrt in Trier haben Menschen Trauerkerzen am Hauptmarkt aufgestellt.

Nach der Amokfahrt in Trier haben Menschen Trauerkerzen am Hauptmarkt aufgestellt.

Foto: TV/Katharina de Mos

  Wenn jemand ein Auto als Waffe missbraucht – so wie ein 51-jähriger Deutscher dies bei einer Amokfahrt in Trier tat – fallen die Opfer in eine Gesetzeslücke. KFZ-Versicherungen zahlen nicht. Und auch das Opferentschädigungsgesetz greift in solchen Fällen normalerweise nicht.

Dennoch ist für alle, die in Trier einen geliebten Menschen verloren haben oder selbst verletzt wurden, finanzielle Hilfe in Sicht. Nicht nur, weil es großzügige Spenden gibt. Nicht nur, weil das Land Rheinland-Pfalz das Opferentschädigungsgesetz trotz allem auf diese Amokfahrt anwenden will, sondern auch, weil es den Verein Verkehrsopferhilfe e.V. gibt, der nun Millionen Euro bereitstellt und die Gesetzeslücke schließt. Unsere Redakteurin Katharina de Mos hat mit der Geschäftsführerin Sandra Schwarz darüber gesprochen, wie Opfer nun Unterstützung erhalten können.

Frau Schwarz, wer kann beim nationalen Entschädigungsfonds Hilfe beantragen?

Der Verein Verkehrsopferhilfe e.V. ist Ansprechpartner für alle, die bei der Amokfahrt in Trier verletzt wurden oder einen nahen Angehörigen verloren haben. Der Gesetzgeber hat genau für solche Fälle wie in Trier einen Entschädigungsfonds für die Opfer vorgesehen.

Woraus besteht die Hilfe?

Die Verkehrsopferhilfe übernimmt Entschädigungen, die Betroffene von keiner anderen Stelle erhalten: Das können Zahlungen für die Erwerbsminderung oder den Erwerbsausfall sein, Schmerzensgeld, ein behindertengerechter Umbau der Wohnung. Auch Beerdigungskosten gehören dazu, genau wie der Ersatz von Sachschäden.

Wie hoch fällt die Unterstützung maximal aus?

Das richtet sich ganz nach dem Einzelfall. Insgesamt kann die Verkehrsopferhilfe nach der Amokfahrt in Trier Entschädigungen von bis zu 7,5 Millionen Euro für Personenschäden und 1,12 Millionen Euro für Sachschäden leisten.

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?

Voraussetzung ist zum einen, dass durch die Amokfahrt ein nachweisbarer Schaden entstanden ist. Und zum anderen darf der Geschädigte von dritter Seite keinen Schadensersatz bekommen. So ersetzt die Verkehrsopferhilfe zum Beispiel nicht die Kosten für die ärztliche Behandlung, da diese von der Krankenkasse übernommen werden.

Wo und in welcher Form reicht man den Antrag ein?

Die Betroffenen können sich per Mail, schriftlich oder telefonisch bei der Verkehrsopferhilfe melden. Dann erfahren sie auch, welche Unterlagen notwendig sind. Die Kontaktdaten sind: Verkehrsopferhilfe e.V. Wilhelmstr. 43 / 43 G,  10117 Berlin,  Telefon 030/20205858, voh@verkehrsopferhilfe.de

Wer steht hinter der Verkehrsopferhilfe e.V.?

Der Verein wurde 1963 gegründet und wird über Umlagen unter allen in Deutschland tätigen KFZ-Haftpflichtversicherern finanziert.

Warum wurde der Verein geschaffen?

In ihrer Funktion als Entschädigungsfonds soll die Verkehrsopferhilfe letzte Lücken im Pflichtversicherungsgesetz schließen und die Verkehrsopfer vor Härten bewahren, gegen die sie sich am wenigsten schützen können. Daher hilft sie in folgenden vier Fällen: 1. Das Fahrzeug wird als Tatwaffe eingesetzt. 2. Fahrerflucht. 3. Das Fahrzeug ist nicht versichert. 4. Der Haftpflichtversicherer ist insolvent.

Welche anderen Arten von Hilfe stehen nach dieser Amokfahrt bereit?

Der Gesetzgeber hat keine weiteren Hilfen vorgesehen. Allerdings hat sich das Land Rheinland-Pfalz dazu entschlossen, das Opferentschädigungsgesetz zusätzlich für anwendbar zu erklären. Diese Ansprüche, die den Geschädigten somit ebenfalls zur Verfügung stehen, sind vorrangig vor denen des Entschädigungsfonds zu zahlen.

Worauf müssen die achten, die bei mehreren Stellen Hilfe beantragen?

Betroffene sollten sich nicht darum kümmern müssen, wer genau für sie zuständig ist und wer welche Hilfe leistet. Daher werden wir den Kontakt und den Austausch mit allen beteiligten Stellen suchen.

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