Verschnaufpause und Tatendrang

Die einen verschnaufen, die anderen krempeln die Ärmel hoch: Der Wähler in Rheinland-Pfalz hat die Liberalen aufs Abstellgleis geschoben und vertraut den Grünen die hohe Verantwortung des Regierens an. Einst waren beide kleine Parteien Mehrheitsbeschaffer für die großen Volksparteien.

Nun droht der FDP der Totalabsturz, während die Ökopartei vor Kraft kaum laufen kann.

Ein alter Hase wie der Pfälzer Liberale Günter Eymael, der schon 1987 erstmals im Landtag saß und von 1991 bis 2006 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war, betrachtet die Vorgänge nach eigenem Bekunden gelassen aus der Ferne. "Ich gönne mir eine Auszeit", sagt er. Beim Neuaufbau des Landesverbands seiner Partei will der 59-jährige FDP-Bezirksvorsitzende gerne beratend mitwirken. "Nach Kräften daran beteiligen" will sich auch der gescheiterte Spitzenkandidat Herbert Mertin. Auf die Frage, ob er selbst noch einmal ein führendes Amt anstrebt oder ob der Abschied aus der Politik ansteht, sagt der Mann mit dem markanten Bart: "Ich werde mich nicht in die Karibik verziehen."

Derweil rüsten sich die Grünen voller Tatendrang für die kommenden Aufgaben. "Küken" Pia Schellhammer, mit 26 Jahren jüngstes Mitglied im neuen Landtag, strahlt ebenso enthusiastisch wie ihre 17 Kollegen. Von denen wissen einige aus leidvoller Erfahrung, wie es ist, wenn man wie nun die FDP fünf lange Jahre in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Der Koblenzer Nils Wiechmann etwa oder der Ludwigshafener Bernhard Braun waren bereits im Landtag und kehren nun auf die Bühne zurück.

Was erwartet die Schauspieler, wenn "König Kurt" im Mainzer Polit-Theater Regie führt, und was steht dem ewigen Ministerpräsidenten bevor? Ein ehemaliger Mitstreiter kann sich ein bisschen Häme nicht verkneifen: "Dass er sich auf seine alten Tage noch die Grünen antut, darum ist er wahrlich nicht zu beneiden."

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