Verstrahlte Arbeiter, rissige Betonplatten

Innerhalb von zehn Tagen sind drei Arbeiter im Kernkraftwerk Cattenom in Lothringen bei Zwischenfällen verstrahlt worden. Mitte Januar traten bei einer Panne zudem radioaktive Stoffe aus und gelangten ins Wasser.

Cattenom. Seit dem 15. Januar produziert der dritte von insgesamt vier Reaktorblöcken des Kernkraftwerks Cattenom keinen Strom mehr. Er ist für drei Monate abgeschaltet worden. Grund: die alle zehn Jahre fällige Inspektion sowie Wartungsarbeiten. Doch offenbar sind die Arbeiten in dem Reaktor trotz der routinemäßigen Abschaltung nicht ganz ungefährlich. Innerhalb von zehn Tagen sind drei Arbeiter einer Fremdfirma verstrahlt worden.

Am Mittwoch wurde bei zwei Männern eine Verstrahlung festgestellt, als sie den nuklearen Teil verlassen hatten und dabei routinemäßig kontrolliert wurden.

Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers, des französischen Energiekonzerns EDF, wurden die beiden Arbeiter sofort zu einer medizinischen Kontrolle gebracht. Dabei habe aber nur bei einem der Männer eine angeblich leichte Verstrahlung nachgewiesen werden können, heißt es in einer Mitteilung des Kraftwerksbetreibers.

Die Strahlendosis - so die EDF weiter - habe deutlich unter der jährlich zugelassenen Höchstdosis für Menschen gelegen. Der Arbeiter werde weiter medizinisch kontrolliert, bis die Verstrahlung auf natürlichem Weg zurückgegangen sei, so der Kraftwerksbetreiber. Wie es zu der Verstrahlung gekommen ist, steht laut EDF noch nicht fest.

Die Arbeiter waren mit dem Abbau eines Gerüsts in dem stillgelegten Reaktorblock beschäftigt.

Bereits am 1. Februar war es zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Nach Wartungsarbeiten an dem dritten Reaktorblock wurde bei einem Arbeiter eine Vergiftung mit dem radioaktiven Stoff Kobalt 60 festgestellt. Der Mann war ebenfalls mit Gerüstarbeiten beschäftigt gewesen. Auch bei ihm sei eine Verstrahlung weiter unter dem zulässigen Jahresgrenzwert festgestellt worden, teilt dieEDF auf der Internetseite des Kraftwerks Cattenom mit.

Erst im vergangenen April war ein Elektriker bei der Verlegung von Kabeln in dem Kernkraftwerk verstrahlt worden.

Gleich nach der Abschaltung des dritten Reaktorblocks am 15. Januar kam es zudem zu einer Panne, bei der Radioaktivität freigesetzt wurde. Durch ein undichtes Ventil gelangte radioaktives Tritium in den Wasserkreislauf des Kraftwerks. Es habe aber keine Gefahr für die Umwelt und für Menschen bestanden, heißt es.

Bei der Inspektion von Kühlpumpen in den ersten beiden Reaktorblöcken ist - wie die EDF gestern weiter mitteilte - festgestellt worden, dass die Betonsockel, auf denen die Pumpen stehen, rissig sind.

Dieser Zwischenfall wurde vom Kraftwerksbetreiber auf der siebenstufigen Skala mit der zweitniedrigsten Stufe bewertet.

Das saarländische Umweltministerium informierte gestern über die Pannen. Vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium gab es eine solche Meldung bislang nicht. Extra Verstrahlung: Wird ein Mensch längere Zeit einer radioaktiven Strahlung ausgesetzt, nimmt der Körper die radioaktiven Stoffe auf. Er ist dann kontaminiert. Je höher die Dosis der aufgenommenen Radioaktivität, desto größer sind die Schäden und um so länger dauert es, bis der Körper die Strahlung abgebaut hat. Eine Verstrahlung führt nicht automatisch zum Tod, kann aber Krebs auslösen. Bei verstrahlten Personen muss zunächst der radioaktive Stoff vom Körper entfernt werden (Dekontamination), je nach Schwere der Verstrahlung wird ihm Jod verabreicht, um zu verhindern, dass der Stoff sich im Körper ansiedelt. (wie)

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