Viel mehr als Stadt, Land, Fluss

TRIER. Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Kurt Beck versammeln sich bis zum 8. Oktober 1700 Fachleute und Studenten aus dem In- und Ausland sowie 300 Gäste zum 55. Geographentag in Trier. Der alle zwei Jahre stattfindende Kongress dient als Forum für Wissenschaft und Praxis.

"Kaum ein Ort in Europa wäre geeigneter zur Diskussion des Schwerpunktthemas "GrenzWerte" als Trier, das auf eine zwei Jahrtausende lange Erfahrung in großräumigen Beziehungen zurückblicken kann", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG), Elmar Kulke, in seiner Eröffnungsrede. Nationale Grenzen verlören an Gewicht, supranationale wie die der EU nähmen zu. Ein Wandel sei deshalb auch in der Region Trier festzustellen, unterstrich Kulke die Wahl des Schwerpunktthemas und des Versammlungsorts. Nahezu 700 Studenten, so viel wie noch nie, nahmen am Kongress teil. Ein Anlass für Oberbürgermeister Helmut Schröer darauf hinzuweisen, dass die Stadt Trier, sozusagen "stadtgeographisch", alles daran setzen muss, auch für zukünftige Generationen attraktiv zu bleiben: "Wenn es uns nicht gelingt, junge Menschen hier zu binden, dann haben wir einen Nachteil." Die Fachdisziplin Geographie ist seit den "alten Griechen" bekannt. "Jetzt hat sie ein modernes Gepräge mit hoher Innovationsbereitschaft und großem Praxisbezug", betonte Heiner Monheim (Universität Trier). Mit ihren naturwissenschaftlichen wie sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Komponenten gewinne die Geographie heutzutage immer mehr an Bedeutung. Sie sei besonders prädestiniert sowohl internationale Verflechtungen als auch deren Auswirkungen auf regionale Zusammenhänge zu untersuchen. Als Beispiel wurde der ungehinderte CO2-Ausstoß und seine Auswirkungen, die sich nicht durch politische Grenzen aufhalten lassen, angeführt. "GrenzWerte" sind aber nicht nur räumlich von Bedeutung, sondern auch dann relevant, wenn unterschiedliche Fachdisziplinen an ihren Fachgrenzen zusammenstoßen. Ob Analyse von Feinstäuben in der Stadtklimatologie, ob Tsunamis in der Physischen Geographie, ob Analysen des global geprägten Strukturwandels als Arbeitsfeld der Wirtschaftsgeographie oder auch die Schulgeographie, die mehr lehrt als die längsten Flüsse und höchste Berge - kaum eine andere Disziplin besitze ein vergleichbares Potenzial wie die Geographie, bemerkte Präsident Kulke. Organsiert wurde der Geographentag vom Ortsausschuss der DGfG. Der Vorsitzende Heiner Monheim und seine Vorstandskollegen Ulrike Sailer und Johannes B. Ries übernahmen in der mehr als dreijährigen Vorbereitungszeit die Verantwortung für rund 300 Veranstaltungen auf dem Campus der Universität. Außerdem mussten noch 33 Exkursionen organisiert werden. Die meisten nahmen die vielfältige nähere Umgebung in Augenschein. Darüber hinaus wurden noch Fahrten zwischen Köln und Metz, Hunsrück und Vogesen absolviert.

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