Trier. Laufen, springen, balancieren - das sind nur drei Bestandteile des Motorik-Tests, der ab sofort an allen 24 Trierer Grundschulen über die Bühne geht. Am Freitag startete das Projekt "Triekis" - ein Projekt, das bundesweit einmalig ist. Getragen und finanziert wird "Triekis" vom Landesbildungsministerium, dem Sportministerium, dem Landessportbund (LSB) und der Stadt Trier. Die wissenschaftliche Begleitung sowie die Projektsteuerung liegt beim "Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen" (FOSS) an der Uni Karlsruhe. Projektleiterin Ilka Seidel stellte "Triekis" am Freitag vor. In einem auf vier Jahre ausgerichteten Testzeitraum werden bis 2012 alle Trierer Grundschüler jährlich motorisch getestet (siehe Extra), daneben werden Daten über Gewicht, Größe sowie sportliche Aktivitäten erfasst. Diese Datensammlung, die in diesem Schuljahr mit den rund 800 Erstklässlern beginnt, übernimmt die Sportlehrer-Ausbildung an der Trierer Sportakademie. "Wir haben dann zuverlässige Daten und können den tatsächlichen Handlungsbedarf ermitteln", sagte Seidel. Die Ergebnisse werden vom FOSS sowie der Sporthochschule Köln ausgewertet. Jeder Lehrer erhält für jeden Schüler eine Aufstellung seiner motorischen Leistungsfähigkeit sowie einen Maßnahmenplan, um Sportlichkeit und Gesundheit zu verbessern. Dabei gibt es drei Gruppen: die "breite Masse", diejenigen Schüler, die sich als sportliche Talente zeigen, sowie die Schüler, die zusätzlichen Sportförderunterricht erhalten sollen. Durch die Langzeitstudie sollen die Entwicklungen aufgezeigt werden. "Vor allem Ganztagsschulen sollen dann ein noch breiteres Angebot durch Kooperationen mit Vereinen anbieten", sagte Vera Reiß, Staatssekretärin im Bildungsministerium. Seidel präsentiert erschreckende Ergebnisse: In den vergangenen 30 Jahren hat die sportliche Leistungsfähigkeit um zehn Prozent abgenommen, nur ein Drittel aller Schüler zwischen sieben und 17 Jahren erfüllt die Richtlinie, dass sie sich täglich "eine Stunde moderat bis intensiv bewegen". Zudem sinkt mit höherem Alter die Zahl der Sportstunden. "Dieses Projekt soll auch Motivation für mehr Sport in der Schule sein", sagte LSB-Präsidentin Karin Augustin. Und wenn alle 3200 Trierer Grundschüler getestet sind, soll auch der Spitzensport profitieren: "Durch den Übergang zu sportbezogenen Schulen in Trier haben die beteiligten Vereine bereits viele Informationen über ihre künftigen Talente", sagte Seidel.

Meinung

Der Rahmen muss stimmen

Bewegungsmangel, Haltungsschäden, Volkskrankheiten - wer denkt, nur die ältere Generation sei betroffen, irrt gewaltig. Schon viele Grundschüler sind übergewichtig, bewegen sich zu wenig und haben eine deutlich schlechtere Koordination als früher. Und Studien haben gezeigt, dass mehr Bewegung auch für die Gesamt-Entwicklung von Kindern eminent wichtig ist. Daher setzt "Triekis" ein wichtiges Zeichen. Es geht nicht nur darum, die Daten zu erfassen, sondern Kinder, Eltern und Lehrer für Schulsport zu sensibilisieren. Aber: Um das Optimum aus diesem Projekt herauszuholen, muss sich einiges an den Rahmenbedingungen ändern. Die Grundschulen brauchen adäquate Hallen, die Zahl der Sportstunden darf nicht ständig reduziert werden - und die Lehrer müssen entsprechend ausgebildet sein, damit sie die Maßnahmen auch umsetzen können. b.pazen@volksfreund.deExtra Motorik-Test: In diesen Disziplinen werden die Trierer Grundschüler getestet: Sechs-Minuten-Ausdauerlauf, Standweitsprung, Sit-ups (Bauchmuskelübung) in 40 Sekunden, Liegestütz in 40 Sekunden, 20 Meter Sprint, Seitliches Hin- und Herspringen auf Matten, Balancieren rückwärts auf einem Balken, Rumpfbeugen (BP)