Energie Viele Kommunen wollen sich von RWE trennen

Trier · Die geplante Fusion der Energiekonzerne RWE und Eon hat Auswirkungen für die Kunden und auch für den regionalen Strommarkt.

Energie: Viele Kommunen wollen sich von RWE trennen
Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Wird der Strom für die Kunden des Essener Energiekonzerns RWE bald billiger? Verbraucherschützer schließen zumindest nicht aus, dass sich die geplante Fusion von RWE und dem bisherigen Rivalen Eon positiv auf die Preise auswirken könnte.

Die für das Netz und den Ökostrom zuständige RWE-Tochter Innogy gilt als vergleichsweise teurer Grundversorger. Da Mitbewerber Eon die Geschäfte von Innogy übernehmen will, rechnet man beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, dass dadurch der Strom für derzeitige Innogy-Kunden billiger werden könnte.

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Das Preisvergleichsportal Verivox warnt hingegen vor verfrühter Freude. Noch sei unklar, welche Folgen der geplante Deal für die Verbraucher haben werde, heißt es.

Fest steht auf jeden Fall, dass durch den Zusammenschluss der beiden Konzerne einer der größten Energieanbieter Europas entstehen würde. Gleichzeitig schrumpft in Deutschland der Markt der Stromanbieter. Aus zwei Konkurrenten wird ein Konzern, die Auswahl für die Verbraucher verringert sich.

Auswirkungen wird der geplante Zusammenschluss auf jeden Fall für den regionalen Strommarkt haben. Immerhin ist RWE über ein Geflecht von Tochterfirmen an über 100 Stadtwerken in Deutschland beteiligt – darunter auch die Trierer Stadtwerke (SWT). Diese Regionalversorger könnten nun von einem möglichen Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Die drohende Zerschlagung von Innogy könnte für viele Kommunen Anlass sein, die Anteile des RWE-Netzbetreibers zurückzukaufen, um so zu verhindern, dass Eon Einfluss auf die verschiedenen Stadtwerke gewinnen könnte. Falls viele Kommunen ihre gewinnbringenden Anteile zurückkaufen würden, könnte das Innogy durchaus empfindlich treffen. Und damit auch Eon.

Der Trierer Stadtrat hat kürzlich beschlossen, die Stadt solle prüfen, ob der Rückkauf des 19-prozentigen RWE-Anteils durch die SWT Sinn mache und wie sich die Stadtwerke danach aufstellen könnten. Die Stadtwerke und damit deren Kunden sollten nicht „einem stetigen Verschiebebahnhof und einer unsicheren Zukunft eines Anteilseigners zum Opfer fallen“, hatte die SPD-Stadtratsfraktion den entsprechenden Antrag begründet. Würde die Entscheidung pro Rekommunalisierung der SWT fallen, würden die gesamten Gewinne des Unternehmens in Trier bleiben, auch der bislang an den Essener Konzern abgeführte Teil.

Die Beteiligung von RWE an kommunalen Energieversorgern ist historisch bedingt. So überließ die Stadt Trier im Jahr 1928 die Versorgungsrechte und die Anlagen zur Stromerzeugung den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken, also der RWE. 2007 haben die SWT über eine Million RWE-Aktien verkauft und damit rund 70 Millionen Euro eingenommen. Mit dem Erlös wurden in erster Linie Schulden getilgt.

Ein Teil des Geldes dürfte auch in die Beteiligung eines Kohlekraftwerks geflossen sein, das RWE im nordrhein-westfälischen Hamm bauen wollte. Neben den Trierern waren noch 21 weitere Stadtwerke beteiligt. Mit rund 13 Millionen Euro beteiligten sich die SWT im Jahr 2008 an dem Projekt. Doch schnell stellte sich heraus, dass das Ganze ein Minus-Geschäft war. Die Projektpartner mussten sich verpflichten, 20 Jahre lang eine feste Strommenge abzunehmen und zwar zu den Produktionskosten. Damit hätten die SWT teurer einkaufen müssen, als sie ihn an ihre Kunden verkaufen konnten. 2015 zogen alle Stadtwerke, die sich an dem Kraftwerk beteiligt hatten, die Reißleine. Sie stiegen aus. Und das mit Verlusten.

Auch die Landkreise in der Region sind in unterschiedlicher Größe Anteilseigner an RWE. Sie besitzen Aktien und sind damit an den Gewinnen, aber auch den Verlusten beteiligt. Der Kreis Trier-Saarburg zum Beispiel hat im gleichen Jahr wie die SWT seine RWE-Aktien abgestoßen, gut zwei Drittel (425 000 Stück) der Anteilsscheine verkauft. Über 80 Euro war damals eine Aktie des Energiekonzerns wert. Rund 35 Millionen Euro nahm Trier-Saarburg durch den Verkauf ein.

In den vergangenen zwei Jahren hatte das Essener Unternehmen seinen Aktionären keine Dividenden gezahlt. Dadurch fehlten auch den Kreisen in der Region Einnahmen. In diesem Jahr klingelten die Kassen wieder. Kurz nachdem bekannt geworden war, dass RWE und Eon zusammengehen wollen, stieg der Aktienkurs des westfälischen Energiekonzerns. So kann der Kreis Bernkastel-Wittlich für seine Anteile mit einer Ausschüttung von 500 000 Euro rechnen, 440 000 Euro sind es in Trier-Saarburg, 360 000 Euro in der Vulkaneifel.

Ob die Gewinne nach der Fusion weiter so sprudeln, ist genauso unklar wie die Entwicklung der Strompreise.

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