Viele Menschen aus der Region Trier wollen Stasi-Unterlagen einsehen

Trier · Auch ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Wiedervereinigung wollen immer noch jedes Jahr mehrere Zehntausend Bürger ihre ehemaligen Stasi-Akten einsehen. Laut Behördenchef Roland Jahn kamen bislang 1450 Anträge von Menschen aus der Region Trier.

Vor 25 Jahren wurde Deutschland wiedervereinigt. Und genauso lange gibt es auch einen Sonderbeauftragten für die Hinterlassenschaften des DDR-Geheimdienstes. Seit vier Jahren ist der ehemalige Bürgerrechtler Roland Jahn Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde und damit oberster Wächter über 600 Millionen Papierschnipsel.

Mehr als drei Millionen Bürger haben bei der Jahn-Behörde bislang einen Antrag auf Einsicht in ihre Stasi-Akten gestellt. Allein über den früheren Jenaer Bürgerrechtler und heutigen Bundesbeauftragten haben die DDR-Schnüffler 30 Aktenordner angelegt, wie Roland Jahn jetzt bei einem TV-Redaktionsbesuch sagte.

Das Interesse an den Unterlagen ist ungebrochen: Jedes Jahr wollen immer noch rund 65.000 Bürger in ihre Stasi-Akten schauen, darunter auch viele Menschen aus den westdeutschen Bundesländern. Aus der Region Trier gingen in den zurückliegenden gut zwei Jahrzehnten bei der Jahn-Behörde insgesamt 1449 Anträge ein, 386 aus Trier, 353 aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich, 218 aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, 329 aus dem Kreis Trier-Saarburg und 163 aus dem Vulkaneifelkreis. "Das sind in erster Linie Anträge von Menschen, die im Osten gelebt haben oder Kontakte dorthin hatten", sagt Jahn, der betont, dass seine Behörde eine "gesamtdeutsche Angelegenheit" sei.

Gerade beschäftigt sich eine vom Bundestag eingesetzte Kommission mit der Frage, wie es mit der Jahn-Behörde weitergehen soll. Die Schlussstrichdiskussion sei vom Tisch, sagte der Chef, es gehe um zukunftsfähige Strukturen. Der einstige Bürgerrechtler saß zu DDR-Zeiten wegen seines Engagements im Gefängnis, wurde später ausgebürgert. "Es geht nicht um Abrechnung, sondern um Aufklärung", sagt er über seine Behörde.

Wenn ab Freitag der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung mit einem dreitägigen Fest in Frankfurt gefeiert wird, hat das für Jahn immer noch eine besondere Bedeutung: Die Wiedervereinigung stehe auch dafür, dass das scheinbar Unmögliche möglich sei: "Wer hat schon früher daran geglaubt, dass die Mauer eines Tages fallen würde?!"

Der TV wird in den nächsten Tagen in einer Serie über Hintergründe und Auswirkungen der Wiedervereinigung berichten.

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