Viele Motorradfahrer unterschätzen die Gefahr

Bitburg · Wenig Verkehr und langgezogene Kurven: Die Eifel ist ein beliebtes Ausflugsziel für Motorradfahrer. Und doch fährt das Risiko immer mit. Mit einem grenzüberschreitenden Konzept will die Polizei die Zahl der Unfälle verringern.

Bitburg. 2011 sind insgesamt sechs Motorradfahrer auf den Eifeler Straßen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektionen Bitburg, Prüm, Daun und Wittlich ums Leben gekomen. Darüber hinaus wurden 66 schwer, weitere 120 Fahrer leicht verletzt.
Zu viele Opfer


Zu viele nach Ansicht der Polizei, die deswegen zum Start der Motorradsaison ein neues, grenzüberschreitendes Verkehrssicherheitskonzept unter dem Motto "Motorradfahren in der Eifel - aber sicher" entwickelt hat. "Was wir wollen, sind weniger schwere Motorradunfälle", betont Jürgen Schmitt, stellvertretender Präsident des Trierer Polizeipräsidiums. Und da auf den Eifeler Straßen nicht nur Motorradfahrer aus Deutschland verunglücken, sondern beispielsweise im vergangenen Jahr auch 26 Niederländer, acht Belgier und ein Luxemburger verletzt wurden, arbeiten deutsche, luxemburgische, belgische und niederländische Polizeibeamte bei dem neuen Konzept, das zunächst auf drei Jahre angelegt ist, Hand in Hand: So werden die Ordnungshüter während der Sommermonate regelmäßig gemeinsame Motorradstreifen im Grenzgebiet fahren. "Wir müssen die Leute aufklären", sagt Schmitt, wir wollen die Motorradfahrer erreichen und sensibilisieren." Dabei gehe es zum einen um die technische Sicherheit der Motorräder und zum anderen um das Verhalten der Fahrer.
Gut ein Drittel der Unfälle mit Kradfahrern war 2011 in der Eifel auf überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen - ein Aspekt, der im neuen Verkehrssicherheitskonzept eine wichtige Rolle spielen soll: Denn der Druck auf unbelehrbare Raser soll durch vermehrte Kontrollen erhöht werden.
Feste Kontrollstellen


Zudem wird die Polizei eine "Kontrollgruppe Motorrad" mit motorradkundigen Beamten nicht nur aus Deutschland einrichten. Deren Aufgabe: mehrmals im Jahr in der Eifel feste Kontrollstellen einrichten, an denen alle Motorradfahrer angehalten werden, um gefährliche Manipulationen an Fahrzeugen festzustellen. Denn oft lösen auch technische Veränderungen zur Leistungssteigerung der Maschine technische Defekte aus, die wiederum Ursache für schwere Unfälle sind.
Neben diesen repressiven Maßnahmen setzt die Polizei aber vor allem auf Prävention und hat dabei besonders auch die älteren Motorradfahrer im Blick. Ein Blick in die Unfallstatistik 2011 zeigt nämlich, dass der Altersdurchschnitt der verunglückten Motorradfahrer höher war als bei den Autofahrern. "Das liegt an den sogenannten Wiedereinsteigern", erklärt Schmitt. So gebe es viele Motorradfahrer, die über eine längere Zeit pausiert hätten, sich dann eine neue, stärkere Maschine kauften, die die Wiedereinsteiger überfordere.Meinung

Aufklärung und Strafe
Die Zahlen sprechen für sich: Jahr für Jahr steigt die Zahl der bei Motorradunfällen getöteten Menschen in der Region. Waren es 2007 noch fünf, verloren im vorigen Jahr 13 Motorradfahrer ihr Leben - allein sechs davon in der Eifel. Gleichzeitig geht die Zahl der anderen Verkehrstoten zurück. Das zeigt: Beim Motorradfahren fährt das Risiko immer mit. Daher ist zu begrüßen, dass die Polizei verstärkt kontrollieren will. Es darf aber nicht nur bei Aufklärung bleiben. Rücksichtslose Raser gehören konsequent aus dem Verkehr gezogen. Es sind allerdings zumeist nicht die jungen Fahrer, die verunglücken, sondern die vermeintlich erfahrenen Führerscheinbesitzer. Sie überschätzen die Gefahr auf zwei Rädern. Viele der heute über 50-Jährigen dürfen nämlich mit ihrem Autoführerschein auch Maschinen bis 125 Kubikzentimeter fahren, ohne dass sie jemals auf einem Zweirad gesessen haben müssen. Eine Lücke im Gesetz, die geschlossen werden muss: Ohne Schulung darf sich keiner auf den "Bock" setzen. b.wientjes@volksfreund.deExtra

Folgende Tipps geben ADAC und Polizei für einen sicheren Start in die Motorradsaison: Vor der ersten Fahrt müssen alle technischen und sicherheitsrelevanten Bestandteile der Maschine überprüft werden. Mängel umgehend beseitigen, damit jederzeit gestartet werden kann! Ein Motorradfahrer sollte immer nur mit sicherer und funktionaler Schutzkleidung unterwegs sein. Neben Helm und Handschuhen sind eine warme Kombi sowie Nierengurt oder Rückenprotektor gerade in der Übergangsjahreszeit unverzichtbar. Kontrastreiche Kleidung machen Motorradfahrer für andere Verkehrsteilnehmer noch besser sichtbar, rät der ADAC. Das Anti-Beschlag-Visier sollte auf Kratzer untersucht und im Zweifelsfall ausgetauscht werden. Bei den ersten Ausflügen sollten Zweiradfahrer möglichst defensiv fahren. Autofahrer haben sich noch nicht an die Motorräder auf den Straßen gewöhnt und unterschätzen oftmals deren Geschwindigkeit und Beschleunigungsvermögen. Eine defensive Fahrweise ist auch deshalb angebracht, weil es vor allem in Waldstücken und auf Brücken morgens noch feuchte und eisglatte Straßenabschnitte geben kann. Schlaglöcher sowie liegen gebliebener Streusplitt können für Zweiradfahrer verhängnisvolle Überraschungen bereithalten. Die Geschwindigkeit sollte immer den Verkehrsverhältnissen angepasst werden. Auch bei einer Gruppenfahrt niemals riskant fahren! wieExtra

ADAC und Landesbetrieb Mobilität (LBM) haben über Streckenwarte der landesweit 57 Straßenmeistereien Fahrer in Sachen Motorradsicherheit geschult. Sie sollen bei ihrer Arbeit künftig die Motorradsicherheit noch besser im Blick haben. Ziel sei es, Gefahrenpunkte erst gar nicht entstehen zu lassen und sie früh zu erkennen und zu beseitigen. Beispiel: Geländer oder Pfosten am Fahrbahnrand, die für Autofahrer keine Gefahr darstellen, können für Zweiradfahrer bei einem Sturz lebensgefährlich sein. Als erstes Bundesland habe Rheinland-Pfalz eigene Haushaltsmittel für solche Verkehrssicherheitsmaßnahmen zur Verfügung gestellt, sagt der technische Geschäftsführer des LBM, Bernd Hölzgen. Das Sonderprogramm läuft noch bis Ende 2012, dabei werden laut ADAC 230 000 Euro investiert, zum Beispiel in Unterfahrschutz und Fahrbahnerneuerungen. Ebenso werden neue Schilder, die auf gefährliche Kurven hinweisen, angebracht und Gehölze entfernt. wieExtra

Motorradunfälle in der Region (2011): 670. Davon mit Verletzten: 477. Davon mit Getöteten: 14. In der Eifel wurden von den Polizeiinspektionen Prüm, Daun und Bitburg im vergangenen Jahr insgesamt 143 Motorradunfälle aufgenommen, die sich wie folgt aufteilen: Daun: 54 mit 42 Verletzten, einem Toten, Bitburg: 54 mit 35 Verletzten, vier Toten, Prüm: 35 mit 26 Verletzten, kein Toter. wie

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