Viele Realschulen plus gefährdet: Zahl der Anmeldungen sinkt

Trier · An vielen der 2009 geschaffenen Realschulen plus werden zunehmend weniger Kinder angemeldet. Schulträger versuchen, die Standorte durch neue Angebote wie die Möglichkeit zum Abitur zu erhalten. Aber das ist umstritten.

Trier. Die Realschule plus in Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist gestorben, bevor sie überhaupt eröffnet werden konnte. Zu wenige Eltern haben ihre Kinder dort angemeldet. Statt der notwendigen 51 gab es nur 28 Anmeldungen; mehr hat selbst eine Kopfprämie von 500 Euro für jeden neuen Schüler nicht bewirkt (der TV berichtete). Auch anderswo, vor allem in kleineren Orten, kämpfen die Realschulen plus, die Haupt- und Realschule vereinen, ums Überleben.
In Irrel (Bitburg-Prüm) wurden laut Schulaufsicht 26 Kinder für die fünfte Klasse ab August angemeldet, in Gillenfeld (Vulkaneifel) 15, in Kell und Zerf (Trier-Saarburg) 27. Das Land hat vorgegeben, dass drei fünfte Klassen (Dreizügigkeit) für den Erhalt einer Realschule plus nötig sind. Die Schulträger, meist die Städte und Gemeinden, suchen händeringend nach neuen Profilen, um die Standorte zu erhalten, etwa durch angegliederte Fachoberschulen (FOS). Diese sollen Realschülern auch das Abitur ermöglichen. 19 solcher FOS gibt es landesweit, sechs sollen im kommenden Schuljahr hinzukommen. Ein Großteil der Eltern wolle eine Abiturmöglichkeit fürs Kind, sagt Reiner Schladweiler, Vorsitzender des Regionalelternbeirats. Daher seien die an die Realschulen plus angegliederten FOS eine Möglichkeit, die Existenz einiger Schulen zu sichern.
Doch Berufsschullehrer sind kritisch: Sie sehen in den FOS eine Konkurrenz zu ihren Angeboten. Auch Unternehmer meinen: Es gehe zu sehr um Standorte und höhere Abschlüsse, es werde aber zu wenig über Inhalte und qualitative Verbesserungen geredet. Elternvertreter Schladweiler kritisiert die Abschaffung der Hauptschule. Die Realschule plus habe die Unterschiedlichkeit der Schüler nicht verändert.
Weniger Anmeldungen an einigen Realschulen plus hätten nichts mit Kritik an den Schulen zu tun, sondern seien Resultat des allgemeinen Rückgangs der Schüler, sagt Erwin Schneider, Regionalchef des Realschullehrerverbands. Schließungen seien fatal. Schneider fordert: "Schulen brauchen Ruhe, Stabilität und Entwicklungschancen."

Wettlauf um die Standorte
Kommentar: Gut gedacht, falsch gemacht

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